Coachen für Kommunen
Vorteile herausstellen
„Natürlich gibt es in Bezug auf die Bezahlung Nachteile, aber es gibt auch viele Vorteile“, sagt Traute Müller, ehemalige Hamburger Senatorin für Stadtentwicklung im SPD-Senat von Hennig Voscherau und seit vielen Jahren als Unternehmensberaterin tätig. Mit den Vorteilen meint sie nicht nur den sicheren Arbeitsplatz, sondern vor allem „sinnstiftende Arbeit und Gestaltungsmöglichkeiten“. Aus ihrer Sicht müssen Kommunen diese Vorteile besser herausstellen: „Wenn junge Menschen spannende und interessante Aufgaben im öffentlichen Sektor angeboten bekommen, bewerben sie sich.“
Jede Gemeinde braucht eigene Strategie
Zukunftsträchtige Themen gebe es genug: Was passiert in der Stadtentwicklung, bei der Gestaltung der kommunalen Grün- und Naturflächen, beim Umbau zur umweltgerechten Mobilität, zur nachhaltigen Energieversorgung, im sozialen Bereich? Jede Gemeinde brauche hier ihre eigene Strategie.
Sie rät Kommunen, wie Unternehmen in der Wirtschaft folgendermaßen vorzugehen: in den Schulen interessante Berufe vorstellen, Praktika anbieten, mit Hochschulen kooperieren, in den sozialen Medien ihre Vorhaben so kommunizieren, dass sie für Nachwuchskräfte interessant sind. Auch wenn die Presse – idealerweise überregional – über spannende Vorhaben berichtet, wird eine Kommune für potenzielle Beschäftigte interessant. Personalentwicklung und -führung müssen ernst genommen werden, so Müller: Wie arbeiten wir zusammen? Wie organisieren wir unsere Sitzungen? Wie entwickeln und klären wir unsere Zielvorstellungen? Welche Methoden gibt es, Sitzungen und Besprechungen schneller, effektiver zu gestalten und Anliegen tiefer gehend zu besprechen? Bei solchen Fragen braucht es Austausch und zuweilen externe Beratung, wie es in der Wirtschaft schon lange selbstverständlich ist.
Traute Müller appelliert an die politischen Gremien, die Mittel bereitzustellen, denn letztendlich profitieren alle: Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Politik und vor allem die Bewohnerinnen und Bewohner der Kommune.
Exodus der Erfahrung
In vielen Verwaltungen gehen innerhalb von zwei bis drei Jahren fast alle Führungskräfte in den Ruhestand und Nachwuchs ist dünn gesät. „So schnell rückt kein qualifiziertes Personal nach“, warnt Traute Müllers Kollege Roy Datschewsky. Im öffentlichen Dienst sozialisiert, nämlich bei den Hamburger Gaswerken, hat er als Berater den Blick auf diesen Sektor behalten. Er rät zu einer vorausschauenden Personalentwicklung. Dazu gehöre es, immer den Überblick zu haben: Wen brauchen wir in Zukunft? Was für Talente gibt es in unserer Verwaltung? Wen können wir weiter fördern? Wo braucht jemand Anleitung für die eigene Entwicklung? Wer übt schon lange die immer gleiche Tätigkeit aus und braucht eine neue Herausforderung? Und vor allem: Wie zufrieden sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter?
„Menschen wollen in ihrem direkten Arbeitsumfeld das Gefühl haben, etwa zu bewegen, gesehen werden, Wirkung erzeugen, Wertschätzung erfahren“, so Datschewsky. Gute Führungskräfte achten darauf, denn sie wissen: Zufriedenheit spricht sich herum, Fluktuation hingegen ist teuer. Je länger eine Stelle nicht besetzt werden kann, umso mehr beeinträchtigt es das Arbeitsklima und die Leistungsfähigkeit der Verwaltung. Die Aufgaben der verbleibenden Beschäftigten nehmen zu, der Druck steigt.
Auch Möglichkeiten für Weiterbildung nutzen
Wer den Druck nicht aushält, wird krank oder wechselt den Job. Noch mehr Arbeit bleibt liegen. Datschewsky rät, die Weiterbildungsmöglichkeiten der Kommunalakademien in den Bundesländern zu nutzen. Oftmals stünden deren Dozentinnen und Dozenten auch für externe Beratungen von Kommunen zur Verfügung: „Beratung ist nicht etwas, das man sich leistet, sondern etwas, das Wert schöpft: neue Impulse, Expertise, Knowhow.“