EU fördert Pilgerwege am Niederrhein

Die Städte Geldern, Kevelaer, Straelen und Nettetal haben sich erfolgreich als LEADER-Region beworben. Die Wallfahrt soll als wichtiger Faktor für den Tourismus in der Region aufgewertet werden.
von Silke Hoock · 13. April 2017
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Kevelaer am Niederrhein ist Nordwest-Europas größter Wallfahrtsort mit jährlich cirka einer Million Gläubigen. Ziel der Wallfahrt ist die Gnadenkapelle mit dem Marien­bild „Trösterin der Betrübten“. Selbst Papst Johannes Paul II. machte hier im Jahre 1987 Station und trug zum internationalen Ruf Kevelaers als Ort des katholischen Glaubens bei. Nun will die Kommune zusammen mit den Städten Geldern, Nettetal und Straelen das Thema Wallfahrt als LEADER-Projekt in den Fokus rücken.  

Wallfahrt als Tourismusfaktor

LEADER ist ein europäisches Förderprogramm, das einen integrierten ­Regionalentwicklungsansatz verfolgt –mit dem Ziel, den ländlichen Raum zu stärken. Der Begriff steht für eine französische Abkürzung und meint übersetzt die „Verbindung zwischen Aktionen zur Entwicklung der ländlichen Wirtschaft“. Zu den 28 nordrhein-westfälischen LEADER-Regionen gehört die Region „Leistende Landschaft“ mit den Mitgliedskommunen Geldern, Kevelaer, Nettetal und Straelen (siehe Kasten).  „Das Programm ist besonders, weil es das Bottom-up-Prinzip lebt. Die Bürger entwickeln Ideen. Von der Idee bis zur Entwicklung eines Projektes geben wir Hilfestellung. Die Prozesse werden von unten nach oben durch ein professionelles Regionalmanagement begleitet“, erläutert Simone Schönell, Geschäftsführerin des Regionalmanagements  LEADER-Region Leistende Landschaft e.V., das Prinzip.

Die Städte Geldern, Kevelaer, Nettetal und Straelen mit insgesamt 117.000 Einwohnern bilden die Region „Leistende Landschaft“, kurz Lei.La. Die vier niederrheinischen Kommunen haben sich erfolgreich als LEADER-Region im Rahmen des NRW-Programmes „Ländlicher Raum 2014 – 2020“ beworben. Damit stehen der Region rund 2,7 Mil­lionen Euro zur Verfügung. Die maxi­male Projektförderung (65 Prozent) ergibt zusammen mit dem nötigen Mindest-Eigenanteil (35 Prozent) ein regionales Finanzvolumen von über vier Millionen Euro.
Weitere Schwerpunkte der regionalen Entwicklungsstrategie sind die Marken- und Profilbildung als Agrobusiness-Region sowie Qualifizierung und Fachkräftesicherung. Davon ausgehend sollen neue Lösungsansätze in der Energieversorgung und zum Erhalt der Biodiversität entwickelt werden.  Seit November 2016 ist das Regional­management mit seiner Geschäftsstelle im Gelderner Gründerzentrum eingerichtet (bis 2023), um Projektideen qualitativ zu begleiten und die regionale Entwicklungsstrategie voranzutreiben.

Die Idee, die Wallfahrt und die Pilger­wege auch als entscheidenden Tourismusfaktor der Region zu begreifen und daher gezielt aufzuwerten, kam aus Kevelaer und dort konkret aus der Gemeinde St. Marien. „Insgesamt herrscht in dieser Region ein christliches Grundrauschen. Hier gibt es viele Pilgerwege. Überall stehen Kapellen und Wegekreuze. Hier am Niederrhein führen Teile des Jakobswegs entlang. Da lag die Idee nahe“, sagt Simone Schönell. Die Idee nämlich, die Wallfahrt als eines von insgesamt 16 Leit-Projekten in die regionale Entwicklungsstrategie aufzunehmen.

Erkundungen zu Fuß oder mit dem Fahrrad

Um konkreter zu werden, treffen sich schon bald die Pilgerleiter aus der Region, um ihre Pilgerrouten mitzuteilen. In einem weiteren Schritt soll die Weg-Beschilderung entwickelt werden. So sollen auch Individualreisende, also auch Pilger, die Möglichkeit haben, die Region auf eigene Faust zu Fuß oder mit dem Fahrrad zu erkunden. „Aufgrund zunehmender Individualisierungs­tendenzen gewinnen die Kartierung und Beschilderung von regionalen Pilgerwegen nach Kevelaer an Bedeutung“, beruft sich Simone Schönell auf eine Umfrage der Wallfahrtsleitung St. ­Marien ­Kevelaer. Demnach kommen aktuell rund 40 Prozent der Pilger als Einzelpersonen nach Kevelaer, um im Kraftzentrum der ­Marienstadt am Gnadenbild der „Trösterin der Betrübten“ Ruhe zu finden und zu entschleunigen. Die Kartierung und Beschriftung der Pilger- und Wallfahrtswege soll die beteiligten vier Kommunen verbinden. Außerdem sollen die besonderen Landmarken (Wegekreuze, ­Kapellen) durch eine einzigartig blühende Bepflanzung sichtbar werden. Dazu ist ein Konzept mit einem Corporate ­Design auf der Grundlage des stilisierten ­Marien-Logos angedacht.

„Hier sind nicht alle katholisch. Aber jedem ist die Wallfahrt wichtig. Die Kapellen und auch das Gnadenbild sind Kraftquellen für alle“, weiß Simone Schönell. Besonders in diesem Jahr rückt die Wallfahrt in den Blickpunkt: So feiern die Gemeinde St. Marien und die Kommune das 375-jährige Bestehen der Wallfahrt in Kevelaer.

Autor*in
Silke Hoock

Silke Hoock ist freie Journalistin in Dortmund.

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