Mehr Klarheit, mehr Licht, mehr Sicherheit

Kriminalprävention als städtebauliche Aufgabe – hier ist die Zusammenarbeit vieler Akteure erforderlich, wie Polizei, Stadtverwaltung und Wohnungsbauunternehmen.
von Irmela Heß · 21. Dezember 2018
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Ob und wann sich Menschen in einer Stadt unsicher fühlen, ist unterschiedlich. Fakt ist: Sicherheit bedeutet Lebensqualität – in zweierlei Hinsicht. Zum einen gibt es Angst erzeugende Orte, an denen sich Bürgerinnen und Bürger nicht gern aufhalten, zum anderen Orte, an denen es gehäuft zu Straftaten kommt. Die Gegenüberstellung von Kriminalstatistik und Bürgerbefragungen zeigt: Menschen fürchten sich oft an Plätzen, die eigentlich recht sicher sind – und um­gekehrt.

Kriminalprävention: Gesamtgesellschaftliche Aufgabe

Städtebauliche Kriminalprävention in Kommunen hat daher zwei Ziele: das Sicherheitsgefühl der Bewohnerinnen und Bewohner durch Beseitigung der „Angst-Räume“ zu stärken und die Zahl der Tatgelegenheiten zu reduzieren. Am besten funktioniert das, wenn alle möglichen beteiligten Akteure von Polizei, Stadtverwaltung und Wohnungsbauunternehmen zusammenarbeiten, meinen Jan Abt, wissenschaftlicher Mitarbeiter vom Institut für Urbanistik in Berlin, und Anke Schröder, Architektursoziologin beim Landeskriminalamt Niedersachsen: „Kriminalprävention im Städtebau ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,“ so Schröder.

Abt und Schröder haben gemeinsam am Forschungsprojekt „transit“ (Transdisziplinäre Sicherheitsstrategien für Polizei, Wohnungsunternehmen und Kommunen, 2013-2016) gearbeitet, in dem beispielhaft Sicherheitsstrategien für einzelne Wohnquartiere in den Städten Braunschweig, Emden und Lüneburg entwickelt wurden. Als wirkungsvoll erwies sich dabei die kleinräumige Analyse, also die genaue Betrachtung eines einzelnen konkreten Ortes, der entweder in einer Bürgerbefragung genannt wurde, weil der Aufenthalt dort Angst macht (wegen enger Wege, Unübersichtlichkeit, dunkler Zonen, Zeichen von Verwahrlosung oder ­­Uneinsehbarkeit), oder der bei der Polizei auffiel wegen häufiger Ordnungsstörungen (Ruhestörungen, Müllablagerungen, häufiger Vandalismus) oder Delikthäufigkeit. Die Polizei entwickelte dafür das „kleinräumige Kriminalitäts­lagebild“, filterte aus ihrer Statistik diejenigen Delikte und Ordnungsstörungen heraus, die Einfluss auf das nachbarschaftliche Miteinander haben können.

„Auffällige Orte besichtigen“

Diese „auffälligen“ Plätze wurden vor Ort gemeinsam besichtigt – von Vertretern unter anderem von Stadtverwaltung, Polizei, Wohnungsbauunternehmen, eventuell auch vom Jugendamt. Und die Plätze wurden „befragt“, erklärt Anke Schröder. „Dazu gibt es einen Kriterienkatalog mit rund 100 Fragen.“ Ergebnis war zunächst die Erkenntnis, was die Orte ausmacht, wo die Probleme liegen und wer dafür verantwortlich ist, dann wurde geklärt, was zur Verbesserung der Situation getan werden kann.

Das geht manchmal schnell – die Müllabfuhr kommt öfter, die Wege werden verbreitert, es gibt zusätzliche Beleuchtung, die Polizei kontrolliert häufiger –   aber manchmal auch nicht. Denn jeder der beteiligten Akteure hat seine eigene Sichtweise. Die aber für alle erhellend sein könne, sagt Jan Abt. Er nennt als einfaches Beispiel dafür einen Platz, der von hohen Hecken gesäumt ist. Während die Polizei dafür ist, die Pflanzen in 60 Zentimeter Höhe zu kappen, damit ein freier Blick möglich ist, plädiert das Jugendamt für die Beibehaltung der Höhe, damit die Jugendlichen, die sich häufig dort aufhalten, weiterhin ihren Rückzugsort behalten.

Perspektive aller Nutzergruppen einnehmen und abwägen

Wichtig sei es, betont Anke Schröder, die Perspektive aller – einheimischen und fremden – Nutzer einzunehmen und dann Maßnahmen abzuwägen. Und  das nicht nur, wenn es um die Verbesserung vorhandener Situationen geht, sondern auch, wenn neue Bauprojekte, Plätze, Wege und öffentliche Orte gestaltet werden sollen. Da sei es gut, so Schröder, wenn alle für die Sicherheit vor Ort zuständigen Akteure regelmäßig zusammenarbeiten, etwa in einem kommunalen Präventionsrat, wie es ihn in niedersächsischen Kommunen gibt, oder in ­einem Arbeitskreis kommunale Sicherheit, in dem Polizei, Wohnungsunternehmen, Stadtplanungsamt, Ordnungsamt, Jugend- und Sozialamt sowie alle kriminalpräventiven Gremien ver­treten sind.

Ob mehr Helligkeit, bessere Orientierungsmöglichkeiten oder Übersichtlichkeit: Wie konkret für mehr Sicherheit und ein sicheres Gefühl gesorgt wird, kann unterschiedlich sein. Aber eines kann Anke Schröder allgemein sagen: „Ein klares Design ist für alle gut.“

 

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