Region Hannover: Wer sich impfen lässt, kriegt Fußball-Karten

Wer sich in der Region Hannover gegen Corona impfen lässt, kann jetzt Freikarten für ein Fußballspiel von Hannover 96 bekommen. Regionspräsident Steffen Krach erklärt, wie es zu der Idee kam und warum am Ende doch nur eine Impfpflicht helfen könnte.
von Kai Doering · 24. November 2021
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In Niedersachsen gelten ab Mittwoch verschärfte Corona-Bedingungen. In der Region Hannover liegt die Quote der Erstimpfungen bei 70 Prozent. Reicht das aus, um sicher durch die nächsten Wochen zu kommen?

Nein, leider bei weitem nicht. Wir müssen besonders die Erstimpfungsquote erhöhen. Natürlich ist auch der Booster entscheidend, um den Impfschutz zu aktualisieren, aber wenn wir die Pandemie endgültig hinter uns lassen wollen, brauchen wir eine deutlich höhere Erstimpfungsquote.

In der Region Hannover tun Sie eine Menge dafür. Gerade wurde die Anzahl der Impfteams auf 32 verdoppelt. Wie ist die Bilanz?

Es gibt überzeugte Impfverweigerer und Impfgegner. Das muss man leider einfach mal so feststellen. Die lassen sich kaum mit Argumenten überzeugen. Trotzdem sind die mobilen Impfteams in der gesamten Region unterwegs. Hier leben 1,2 Millionen Menschen auf einer Fläche, die ungefähr so groß ist wie das Saarland. Das darf man nicht vergessen. Wir machen das, weil wir überzeugt sind, dass der Impfstoff zu den Menschen kommen muss. Andersrum funktioniert es nur sehr begrenzt. Uns ist aber bewusst, dass wir auch so leider keine hundertprozentige Impfquote erreichen werden.

Ihre jüngste Maßnahme ist eine Aktion, die Sie gemeinsam mit dem Fußball-Zweitligisten Hannover 96 gestartet haben: Wer sich impfen lässt, erhält zwei Freikarten für ein Heimspiel im kommenden Jahr. Wie sind Sie darauf gekommen?

Unsere Überlegung war, wie wir noch mehr Menschen dazu bringen, sich impfen zu lassen, damit wir alle gut durch diesen Winter kommen. Es gab ja bereits einige kreative Ideen wie die, zu jeder Impfung eine Bratwurst dazuzubekommen. Wir waren uns sicher, dass in unserer Region der Fußball eher zieht und ich bin sehr dankbar, dass Hannover 96 sofort bereit war, mitzumachen. In einem ersten Schritt stellt der Verein 1000 Tickets zur Verfügung. Wenn die Nachfrage größer ist, ist Hannover 96 auch bereit, das Angebot deutlich auszuweiten. Es soll auch nicht beim Fußball bleiben.

Woran denken Sie noch?

Wie werden auch mit dem Zoo Hannover sprechen, ob er Eintrittskarten zur Verfügung stellt und vielleicht mit dem einen oder anderen aus anderen Branchen. Klar ist: Jede Impfung ist ein kleiner Schritt raus aus der Pandemie.

Es wird auch diskutiert, Impfunwilligen Geld zu bezahlen, wenn sie sich impfen lassen. Können Sie sich so etwas in der Region Hannover auch vorstellen?

Nein. Das halte ich auch nicht für den richtigen Weg. Es hat ja dazu bundesweit Diskussionen gegeben, aber es gab sehr viele Rückmeldungen, dass es auch ungerecht wäre, Menschen Geld zu bezahlen, die sich Monate lang nicht haben impfen lassen, während andere, die schon länger geimpft sind, nichts erhalten haben. Bei Freitickets sehe ich diese Ungerechtigkeit nicht so sehr, zumal man sie auch für die Booster-Impfung erhalten kann. Letztlich haben wir ja als Gesellschaft auch alle etwas davon, wenn sich möglichst viele impfen lassen.

Wenn weder Impfteams noch Anreize dazu führen, die Impfquote deutlich zu steigern: Sollte es dann eine – natürlich bundesweite – Impfpflicht geben?

Für die Impfpflicht habe ich mich ja schon vor einigen Wochen ausgesprochen. Ich glaube, eine Impfpflicht ist der richtige Weg, aus der Pandemie herauszukommen. Für die vierte Welle hilft sie uns nicht mehr. Dafür ist es zu spät. Aber um die Impflücke zu schließen und dafür zu sorgen, dass es keine fünfte Welle gibt, kommen wir um eine Impfpflicht möglicherweise nicht herum.

 

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Der studierte Politikwissenschaftler twittert unter @kai_doering.

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