Wer schläft, der zahlt
Eine Sanddüne, eine Lagune, ein Deich mit breiter, gepflasterter Krone, Kurpromenade, Spielplätze – Büsum hat seinen Gästen viel zu bieten. Und die kommen in Scharen: „Für dieses Jahr peilen wir über das Jahr 2,2 Millionen Übernachtungen an“, freut sich Bürgermeister Hans-Jürgen Lütje. Die Corona-Pandemie hat das Nordseebad in Schleswig-Holstein gut überstanden. Statt ins Ausland zu reisen oder einen Städtetrip zu machen, fuhren viele Deutsche in den vergangenen zwei Jahren an die Nord- und Ostsee.
Das bescherte der 5.000-Einwohner-Gemeinde trotz Pandemie knapp fünf Millionen Euro Einnahmen aus Kurtaxe und Tourismusabgabe pro Jahr. Die Kurtaxe entrichten Gäste ab 18 Jahre für jede Übernachtung: 1,50 Euro im Winter und drei Euro von Frühjahr bis Herbst. Die Tourismusabgabe, die bis 2014 Fremdenverkehrsabgabe hieß, leisten Unternehmen, die vom Tourismus profitieren. Dabei ist es egal, ob sie ein Hotel betreiben, eine Ferienwohnung vermieten, Fisch verkaufen oder Eis auf der Kurpromenade. Die Tourismusabgabe beträgt 2,95 Prozent auf den touristischen Gewinn.
Der kleine Unterschied
Für beide Abgaben gilt: „Es sind keine Steuern, sondern Beiträge, die ausschließlich der Tourismusfinanzierung dienen“, so die Information von Tim Radtke vom Ministerium für Inneres, ländliche Räume und Integration in Schleswig-Holstein. Erheben dürfen sie lediglich anerkannte Kur-, Erholungs- und Tourismusgemeinden. „Die Abgaben sind akzeptiert. Denn alle Einnahmen fließen zurück in den Tourismus“, sagt Bürgermeister Lütje, der auch Geschäftsführer der Tourismus Marketing Service Büsum GmbH ist.
Die Erholungssuchenden erhalten eine Gästekarte mit vielen Vergünstigungen, und die Unternehmen profitieren von der attraktiven Infrastruktur. „Wir haben schöne Parks, eine attraktive Wasserkante, Schwimmbad, eine Saunalandschaft, Spielplätze, mehrere Kleinbahnen, alles barrierefrei“, schwärmt der Bürgermeister. All das könnte eine Kommune wie Büsum ohne die beiden Abgaben nicht finanzieren.
Während die Ferienorte an den Küsten mit Sonne, Sand und Meer punkten, lockt in Hamburg ein umfangreiches Kulturangebot. In der Hansestadt wird seit dem 1. Januar 2013 die „Hamburgische Kultur- und Tourismustaxe“ erhoben. Mit den Einnahmen fördert die Stadt Kultur-, Tourismus-, Sport- und Medienprojekte. Die Bezeichnung „Tourismustaxe“ ist jedoch irreführend, warnt Bernd Meyer, Referatsleiter Tourismus in der Behörde für Wirtschaft und Innovation. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Steuer. Anders als Kurtaxe oder Tourismusabgabe sind Steuern keine zweckgebundenen Einnahmen. Hamburg gibt das Geld trotzdem für die Tourismusförderung aus. Dazu hat sich der Hamburger Senat, so Meyer, politisch verpflichtet.
Kultur als Magnet
Alle Gäste, die aus privatem Anlass in der Hansestadt übernachten, sei es im Hotel, einer Pension, einem Motel oder einer Ferienwohnung, zahlen die Steuer. Sie ist gestaffelt von 0,50 Cent bis zu einem Übernachtungspreis von 25 Euro und steigert sich auf 4 Euro, bei einem Preis von 200 Euro. Für jede weiteren angefangenen 50 Euro Nettoentgelt erhöht sich die Steuer um jeweils einen Euro. Die Einnahmen können sich sehen lassen: 2019 betrugen sie 17,5 Millionen Euro. Wegen Corona sanken sie analog zu den Übernachtungen auf 7,5 Millionen Euro. „2021 fuhren die Leute lieber an die Küste oder in die Berge“, so Meyer. Im laufenden Jahr seien die privaten Buchungszahlen deutlich angestiegen und Städtereisen wieder im Trend.
Jeweils Ende des Jahres entscheidet der Senat über die Verwendung der Mittel für das kommende Jahr. Etwa 60 Prozent der Einnahmen gehen an die Kulturbehörde, 30 bis 35 Prozent an die Wirtschaftsbehörde für das Tourismus-Marketing und fünf bis zehn Prozent an die Behörde für Inneres und Sport. Ein Highlight ist in diesem Jahr der Hafengeburtstag, der 2020 und 2021 wegen Corona abgesagt worden war. 2022 findet er vom 16. bis 18. September statt.
„Eine attraktive Kulturszene ist maßgeblich für den Tourismus“
Hamburg-Besucher können dann nicht nur Schiffsparaden und tanzende Schlepper erleben, sondern auch kostenlos Übertragungen von Elbphilharmonie-Konzerten auf eine Leinwand in der Hafencity. Bereits gefeiert wurde zudem der fünfte Geburtstag des Konzerthauses in diesem Jahr. Ob Hafengeburtstag, Elphi-Geburtstag, Reeperbahnfestival oder Elbjazz, alle sind Publikumsmagneten. Meyer: „Eine attraktive Kulturszene ist maßgeblich für den Tourismus.“