Wie die Stadt Dortmund ihren Weihnachtsmarkt absichert

Nach dem Berliner Attentat am Breitscheidplatz wurde ein Sicherheitskonzept neu erarbeitet – Betonsperren, Fahrverbote und mehr Einsatzkräfte sind geplant.
von Silke Hoock · 7. Dezember 2018
placeholder

Der Dortmunder Weihnachtsmarkt ist einer der größten Deutschlands. Mit rund 300 Schaustellern und einer 48 Meter hohen Weihnachtstanne ist er ein Magnet. Über einen Zeitraum von fünf Wochen lockt er rund zwei Millionen Besucher aus aller Welt in die Innenstadt und sorgt täglich bis in die Nachtstunden für dichtes Gedränge. Ein umfangreiches Sicherheitskonzept, neu erarbeitet nach dem Attentat auf dem Berliner Breitscheidplatz, soll Anschläge und anderen Terror verhindern. Bilder wie in Nizza, Berlin und zuletzt Münster, wo Selbstmord­attentäter mit LKW in Menschenmengen rasten und töteten, soll es niemals aus Dortmund geben. „Letztlich sind wir seit den Anschlägen aus New York 9/11 mit dem Thema befasst. Wir geben unser Bestes, damit hier nichts passiert“, sagt Patrick Arens, Mitorganisator des Weihnachtsmarktes und Schausteller-Sprecher.

Erfahrung mit Großveranstaltungen

In Dortmund ist man für das Thema Sicherheit besonders sensibilisiert, weil man durch den BVB geübt ist, mit Großveranstaltungen professionell umzugehen. „Hier denkt man an jedes Detail“, lobt Arens die Unterstützung seitens der Stadt unter SPD-Oberbürgermeister ­Ullrich Sierau. „Nicht zuletzt durch die WM 2006, mit der sich die Sicherheitsbehörden in dieser Stadt intensiv aus­einandersetzten, ist die Gewährleistung von Veranstaltungssicherheit bei Großveranstaltungen hier ein Thema“, sagt Stadtsprecher Frank Bussmann. Die Ereignisse aus dem Jahr 2016 am Berliner Breitscheidplatz – aber auch andere Szenarien – seien der Anlass gewesen, sich noch intensiver mit diversen Bedrohungslagen zu befassen.

Veranstalter des Dortmunder Weihnachtsmarktes sind neben dem Markthandels- und Schaustellerverband Westfalen e.V. auch der Schaustellerverein Rote Erde e.V. in Kooperation mit der Gesellschaft City Marketing Dortmund mbh. Das gemeinsam erarbeitete Sicherheitskonzept aus dem Jahr 2016 wird für den Weihnachts- und Wintermarkt 2018 in aktualisierter Form angewandt. Es sieht ein Verkehrsleit- und Sperrkonzept vor, das aus mobilen und stationären Sperrungen besteht, um die Veranstaltungsfläche des Weihnachtsmarktes sowie dessen Zuwegungen zu sichern. Im vergangenen Jahr wurden dazu 15 Betonsperren mit je 2,5 Tonnen Gewicht mit einem Antirutschboden aufgebaut und Betonleitwände in einer Höhe von 70 Zentimetern als Flächenschutz installiert. Davon bestanden acht Sperren aus einer Kombination aus Betonblock und bemanntem LKW, um schnell Rettungswege zu schaffen. Diese Sperren werden ergänzt durch ein LKW-Einfahrtverbot für den inneren Wallring. Die Zufahrt für Fahrzeuge mit einem zulässigen Gesamtgewicht von mehr als 3,5 Tonnen wird während des Winter-und Weihnachtsmarktes (22. November bis zum 30. Dezember) täglich von 13 bis 24 Uhr nicht mehr möglich sein.

Training für den Ernstfall

Teil des Sicherheitskonzeptes für den Weihnachts- und Wintermarkt ist eine verstärkte Präsenz uniformierter Einsatzkräfte von Polizei und Ordnungsamt. Auf den und rund um die Veranstaltungsflächen in der Dortmunder Innenstadt werden die Kräfte im Einsatz sein. „Damit soll die objektive Sicherheitslage gesteigert und gleichzeitig das subjektive Sicherheitsempfinden der Besucherinnen und Besucher der Dortmunder City gestärkt werden“, teilt die Stadt mit. Dazu habe der städtische Kommunale Ordnungsdienst seine Arbeits- und Präsenzzeiten ausgedehnt und an die Öffnungszeiten der Veranstaltung angepasst. Neben den uniformierten Kräften des Ordnungsamtes werden auch zivile Einsatzkräfte präsent sein. Private Securitykräfte werden in Dortmund auf öffentlichen Wege­flächen nicht zum Zug kommen.

Damit das Zusammenspiel zwischen allen beteiligten Sicherheits- und Einsatzkräften auch im Ernstfall funktioniert, gibt es spezielle Trainingseinheiten. „Im Rahmen der Sicherheitsarchitektur der Stadt Dortmund trainieren Polizei, Feuerwehr und die mit Sicherheitsaufgaben betrauten Fachbereiche der Stadtverwaltung in regelmäßigen Abständen sowohl in den eigenen, aber auch in gemeinsamen Strukturen diverse Krisenlagen“, heißt es.

Die Kosten für die technische Aufrüstung anlässlich des Weihnachtsmarktes machen laut Patrick Arens einen hohen fünfstelligen Betrag aus, den die Stadt aufgebracht habe. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass alles gut geht. Allerdings gibt es nie 100-prozentige Sicherheit“, sagt er. Arens betont, dass es keine akute Gefahren- und Bedrohungslage gebe. 

Autor*in
Silke Hoock

Silke Hoock ist freie Journalistin in Dortmund.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare