Wie Langzeitarbeitslose wieder Fuß fassen können
Es ist neu und wenn alles gut geht, könnte es die Blaupause für Projekte in ganz Deutschland werden. Das Modellprojekt zur Integration von Langzeitarbeitslosen auf dem regulären Arbeitsmarkt, das jetzt in Dortmund vorgestellt wurde, eröffnet Langzeitarbeitslosen neue Chancen, wieder Fuß zu fassen. Statt sie in geförderte und zeitlich begrenzte Maßnahmen zu stecken, in denen sie unter sich bleiben, werden die Männer und Frauen nun bei einem regulären Arbeitgeber zusammen mit regulären Festangestellten beschäftigt. Das Land NRW unterstützt das Projekt zunächst bis 2018 mit 5,5 Millionen Euro. Fortsetzung folgt – bei Erfolg.
„Vorbildlicher Ansatz“
Aus Sicht von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) verfolgt die Revierstadt mit SPD-Oberbürgermeister Ullrich Sierau an der Spitze einen vorbildlichen Ansatz. Denn bei „Service Center lokale Arbeit“ heißt das Ziel immer, Langzeitarbeitslose in sozialversicherungspflichtige Jobs zu vermitteln und zwar mindestens zum Mindestlohn. Ein weiterer, ganz neuer Ansatz fällt ebenfalls auf: Die Stadt Dortmund hat bestimmt, möglichst langfristige Aufträge nur an solche Firmen zu vergeben, wenn diese dafür auch Langzeitarbeitslose beschäftigen.
Wie die Wirtschaftsförderung Dortmund erklärte, könne es sich dabei zum Beispiel um Aufträge zur Sanierung von Schulen handeln. In anderen Fällen können Arbeitslose einfache Tätigkeiten übernehmen, die heute von Fachkräften erledigt werden. Hier kann durch die Vermittlung über das „Service Center lokale Arbeit“ Entlastung geschaffen werden. Für jede Einstellung erhalten die Firmen eine Prämie in Höhe von 3.000 Euro. Die erste Ausschreibung erfolgte noch im November.
„Wir schaffen hier neue Beschäftigungsverhältnisse für An- und Ungelernte“, unterstreicht Thomas Westphal, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Dortmund, den neuen Ansatz. Dieser bedeute: „Aufträge statt Maßnahmen, Anstellung statt Projekt, Perspektiven der Anschlussbeschäftigung nach dem Ende eines Auftrags.“
Als Langzeitarbeitslose gelten im Sinne des Förderprogramms Personen, die seit mindestens vier Jahren ohne festes Arbeitsverhältnis leben. In Dortmund würde dies auf circa 5.000 bis 6.000 Personen zutreffen, die somit – rein theoretisch – Anspruch haben, an dem Projekt teilnehmen zu können. In ganz Nordrhein-Westfalen sind es 75.000. Sie haben bisher kaum eine Chance auf dem regulären Arbeitsmarkt.
Mit Hilfe der Landesmittel sollen insgesamt 210 Langzeitarbeitslose in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung vermittelt werden. Die Auswahl der Teilnehmenden erfolgt durch das „Service Center lokale Arbeit“ in enger Zusammenarbeit mit dem Jobcenter. Coaching und Qualifizierung übernehmen externe Träger.
Unternehmen sind eingebunden
Birgit Zoerner, Sozialdezernentin der Stadt Dortmund, erklärte, dass das Modellprojekt nicht allein auf ihre Stadt ziele, sondern den Anspruch hat, auch bundesweit neue Wege aufzuzeigen: „Arbeitslosigkeit hat für die betroffenen Menschen oftmals gravierende Auswirkungen. Deshalb bin ich sehr froh, dass wir mit dem Projekt ,Service Center lokale Arbeit‘ neue Wege beschreiten können. Mit diesem Projekt ist Dortmund bundesweit Vorreiter.“
Das Projekt ist nachhaltig und nimmt Unternehmen mit. „Das gefällt mir sehr gut, weil es den Menschen und Betrieben gleichermaßen Chancen und Perspektiven bietet”, hob auch Arbeitsminister Karl-Josef Laumann bei der Übergabe des Förder-Bescheids die Besonderheit hervor.
Denn das „Service Center lokale Arbeit“ soll die Betroffenen nun direkt in den normalen Arbeitsmarkt überführen. Langzeitarbeitslose sollen in den Betrieben mit alteingesessenen Festangestellten zusammengeführt werden. Die „Passivleistungen“, die Hartz-IV-Bezieher in Form von Miete, Nebenkosten und Lebenshaltungskosten erhalten, werden dann durch selbst erwirtschaftete Leistungen ersetzt. Sozialleistungen werden zu Arbeitsentgelten.
Alle Beteiligten hoffen, dass das neue Projekt bei den Langzeitarbeitslosen zu Selbstwertgefühl und einem Motivationsschub führen wird. Begründung: Wer gebraucht wird und etwas Sinnvolles tut, blüht auf. Das Modellprojekt umfasst insgesamt sechs Stellen für die Einrichtung und Verwaltung der Servicestelle sowie drei Betriebsakquisiteure und 14 Stellen für die Qualifizierung und sozialpädagogische Begleitung der Teilnehmenden. Das Jobcenter beteiligt sich mit drei weiteren Stellen am Projekt.