Wie Teltow sich gegen Einbrecher wappnet
Einbrecher im eigenen Haus – das ist für die Betroffenen oft eine traumatisierende Erfahrung. Viele Einwohner Teltows mussten das schon erleben. „Unsere Region hat für Langfinger eine gute Lage“, sagt Thomas Schmidt. Der 57-jährige Sozialdemokrat ist Bürgermeister der kleinen Stadt in Brandenburg. Sie liegt im Berliner Speckgürtel und nah an der Autobahn. Kriminelle kommen von hier aus schnell wieder weg. Das macht das Ziel Teltow attraktiv.
Im Jahr 2016 registrierte die Polizei 137 Einbrüche in Teltow. Für eine 26.000-Einwohner-Stadt ist das nicht wenig, zudem zeigte die Trendkurve nach oben. Auch das Brandenburgische Innenministerium stellte die Entwicklung fest. Gemeinsam mit der Kommune suchte das Ministerium nach Wegen, das Problem anzugehen.
Sicherheitsmesse für die Bürger
Ein Ergebnis dieser Überlegungen war ein „Sicherheitstag“, den die Stadt im vergangenen Jahr gemeinsam mit der Polizei und dem Landespräventionsrat organisiert hat: Eine Art Messe auf dem Marktplatz. Dort erklärten verschiedene Anbieter von Sicherheitstechnik den Bürgerinnen und Bürgern, wie sie ihr Heim gegen Einbrecher schützen können. Auch die Ansprechpartner der Polizei und der Stadt stellten sich vor. Für Unterhaltung sorgte ein Kindertheater, das Polizeiorchester spielte, und die Fährtenhunde der Polizei wurden mit einer Schauvorführung präsentiert. „Eine wirklich coole Nummer” sei diese Veranstaltung gewesen, sagt Schmidt. Mehrere Tausend Besucher kamen. Für die Stadt war damit klar: Das Thema Sicherheit treibt die Bürger um.
Kurz darauf beschloss die Stadtverordnetenversammlung, einen „Kriminalpräventionsrat” zu gründen. Dieser wird sich in Kürze konstituieren. Schmidt erklärt, der Rat solle „ein aktives Netzwerk von Menschen sein, die präventiv gegen Kriminalität vorgehen wollen”. Dem Gremium werden etwa zehn Leute angehören: Schulleiter, Vertreter von Gewerbeverein und Seniorenbeirat, dem Netzwerk tolerantes Teltow, Ordnungsamt und Polizei sowie der Bürgermeister. Mindestens drei bis vier Mal im Jahr will man sich treffen und über die aktuelle Sicherheitslage austauschen. Die Teilnehmenden sind zugleich Multiplikatoren: Sie tragen die Informationen in die verschiedenen Bereiche der Stadtgesellschaft hinein. Etwa zu den neuen Tricks der Kriminellen, und wie man sich dagegen wappnet. So haben in Teltow neulich Trickbetrüger in Feuerwehruniformen an den Türen geklingelt, um ins Haus zu gelangen. In solchen Situationen solle man nach dem Dienst-
ausweis fragen, rät Schmidt.
Eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Das neue Gremium basiert auf dem Gedanken, dass Kriminalitätsbekämpfung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist. „Die Polizei kommt meistens dann, wenn es zu spät ist”, sagt Schmidt. Für die Prävention sei die Kommune zuständig. Aber vieles könnten die Bürger auch selbst tun. „Der wichtigste Schutz ist der aufmerksame Nachbar”, bringt es Schmidt auf den Punkt. Die Stadt wolle ihre Bewohner animieren, mit den Nachbarn ins Gespräch zu kommen, damit die zum Beispiel während des Urlaubs mal nach dem Rechten sehen.
Die Idee eines Kriminalpräventionsrates ist nicht ganz neu. Solche Netzwerke sind ein wichtiger Baustein im Eckpunktepapier „Kommunale Kriminalprävention” des Brandenburgischen Innenministeriums. In dem Bundesland gilt die Gemeinde Neuenhagen mit einem ähnlichen Ansatz seit 2013 als Vorreiter bei der Vernetzung der verschiedenen Akteure. Tatsächlich gingen die Einbruchszahlen in der Folge zunächst zurück. Ein Zusammenhang lasse sich zwar nur schwer nachweisen, heißt es aus dem Innenministerium auf Nachfrage. Klar sei aber: Das Bewusstsein in der Bevölkerung wachse, und das allein helfe schon.
Weitere Informationen
www.sicherheit-braucht-partner.de
Dirk Bleicker
ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.