DEMO-Kommunalkongress

Pia Findeiß: Klare Haltung für eine starke Demokratie

Für ihr kommunalpolitisches Lebenswerk erhält Zwickaus Oberbürgermeisterin a.D. Pia Findeiß den DEMO-Kommunalfuchs. In ihre bewegte berufliche Laufbahn fielen auch die Vorgänge um die rechtsradikale und kriminelle NSU. Sie hat dabei immer eine klare Haltung gegen rechts gezeigt.
von Karin Billanitsch · 11. Juni 2021
placeholder

Der 57. Kommunalfuchs in 16 Jahren: DEMO-Chefredakteurin Karin Nink hat sich in den Zug nach Zwickau gesetzt, um die kommunale Trophäe persönlich zu übergeben: an Pia Findeiß für ihr kommunalpolitisches Lebenswerk.

Pia Findeiß ist Jahrgang 1956 und gebürtige Zwickauerin und vom 1. August 2008 bis zum 31. Oktober 2020 Oberbürgermeisterin der sächsischen Stadt. Sie hat bewegte Zeiten in kommunalpolitischer Spitzenverantwortung erlebt, die Stadt ist gut aufgestellt, die Wirtschaft ist in ihrer Amtszeit gewachsen. Trotz Pandemie ist die Arbeitslosigkeit in Zwickau niedriger als im Bundesdurchnitt – Pia Findeiß übergibt ein gut bestelltes Rathaus.

Seit 26 Jahren in der Stadtverwaltung

Seit fast 26 Jahren ist die promovierte Sportpädagogin in der Stadtverwaltung beschäftigt: Nach ihrer Wahl durch den Stadtrat leitete sie von 1994 an zunächst das Dezernat Soziales und Jugend und später den erweiterten Geschäftskreis Soziales und Kultur. Von 2001 an war sie die erste Stellvertreterin des damaligen Oberbürgermeisters Dietmar Vettermann.

Der breiten Öffentlichkeit in Erinnerung dürften besonders die Vorgänge um den so genannten Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) sein, die in ihre Amtszeit fielen. Die Mitglieder Uwe Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Tschäpe hatten sich in Zwickau versteckt und Morde geplant. Das waren nicht die einzigen Rechtsextremen, mit denen sie zu kämpfen hatte: „Du hast immer klare Haltung gezeigt und damit die Demokratie gestärkt und gezeigt, dass die Demokratie stark ist.“ sagte Karin Nink bei der Übergabe des Ehrenpreises. Das sei ein gutes Vorbild für Kommunale.

„Arbeit hat viel Freude und Spaß gemacht“

Sichtlich gerührt dankte Pia Findeiß für die Auszeichnung und sagte ihr sei bewusst, dass diese Auszeichnung ihrer Person für kommunales Engagement auch stellvertretend ist für alle, die sich kommunalpolitisch in Deutschland engagierten. „Es ist eine schöne Aufgabe. Man kann gestalten als Oberbürgermeister, man ist sehr nah dran an den Bürgerinnen und Bügern. Es hat mir sehr viel Freude und Spaß gemacht.“ Den Ärger könne man schnell vergessen – es bleibt in Erinnerung, dass man eine gute Arbeit geleistet habe, die auch anerkannt worden ist.

Am 4. November 2011 explodierte ein Haus in der Frühlingsstrasse in Zwickau – und nach und nach stellte sich heraus, was dort vor sich ging, dass es sich um einen Schlupfwinkel der krimminellen, rechtsradikalen NSU handelte. „Es war ein Schock, dies zu erfahren“, erzählt Findeiß. Sie musste in einer komplizierten und schwierigen Gemengelage eine Position finden und die Stadt insgesamt vertreten.

Schwierige Zwickmühle

Sie befand sich in einer Zwickmühle: Es waren keine Zwickauer, sondern stammten aus Thüringen, war die eine Meinung. Auf der anderen Seite war es nicht nur eine schlimme Einzelerscheinung, die leicht zu vergessen wäre, „sondern sie konnten hier nur leben, weil es ein Netzwerk gab“, sagt die ehemalige Oberbürgermeisterin. „Das waren nicht nur die drei, sondern das reicht bis in die Mitte unserer Gesellschaft.“ Sie musste aber auch immer wieder klarstellen, das Zwickau kein braunes Nest ist, „denn das sind wir nicht.“ Sie ergänzt nachdenklich: „Allen gerecht zu werden, war schon eine schwierige Position, aber ich denke, es ist ganz gut gelungen.“

Viel wurde darüber gemutmaßt, warum Findeiß das Amt niedergelegt hat und in den Ruhestand gegangen ist, manche Beobachter waren überrascht. Die Gründe für ihren Rücktritt seien rein privater Natur, versichert sie nun. Sie genießt ihren Ruhestand gemeinsam mit ihrem Mann und hat nun viel Zeit für Familie und die zwei Enkelkinder: „Das hat sich wunderbar gefügt.“

 

 

 

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare