In 13 Monaten errichtet: Fast-Hochhaus aus Holz und Beton
In kurzer Zeit viele Sozialwohnungen schaffen: In Fürth ist das gelungen. Ein achtgeschossiges Haus wurde in Modulbauweise aus Holz und Beton errichtet. Oberbürgermeister Jung spricht von einer „Renaissance des Höherbauens”.
Heinz Wraneschitz
Das Hybridmietshaus in Fürth
Der Spatenstich war am 14. September 2023, bezugsfertig war es offiziell am 3. Dezember 2024: das achtstöckige und damit nach Aussage des Besitzers höchste Holz-Hybrid-Mietwohnhaus Deutschlands. Das Gebäude im Fürther Sozialbrennpunkt „Hardhöhe“ ist inzwischen bezogen.
Platz effizient genutzt
Neben der Höhe weist es einige weitere Besonderheiten auf. Eine: die 24 Wohneinheiten wurden als Sozialwohnungen errichtet. Ein laut SPD-Oberbürgermeister Thomas Jung sehr wichtiger Aspekt, stehen in der Stadt Fürth (132.000 Einwohner*innen) aktuell doch über 700 Haushalte auf der Warteliste für Sozialwohnungen. Eine weiterer: Das Gebäude mit 24 Wohnungen entstand auf einem Grundstück, wo vorher ein Acht-Parteien-Haus stand. Für OB Jung ist das „spektakuläre Projekt eine Renaissance des Höherbauens und ein Flächensparprojekt“. Denn stand das vorherige, nicht mehr renovierungsfähige Bauwerk auf 400 m², so benötigt das „Neue“ gerade mal 320 m² Grundfläche. Deshalb ist außenherum mehr Platz, auch für Kinderspiel.
Normalerweise dauert es nach der Grundsteinlegung für ein so hohes Wohngebäude oft Jahre, bis der Bau abgeschlossen ist. Dieses war aber schon in 13 Monate später bezugsfertig. Das war dank der verwendeten seriellen Holz-Hybrid-Bauweise möglich, wie es von den Beteiligten heißt. Die haben mit diesem Baustil Erfahrungen. Für den Besitzer, die städtische Fürther Wohnungsbaugesellschaft WBG, ist es bereits das vierte Wohngebäude, das sie so errichten ließ. Der Baupartner war die B&O Bau und Projekte GmbH (B+O) aus Bad Aibling, die seit einigen Jahren mit dieser Art zu Bauen Erfahrungen hat. So hatten WBG und B+O gemeinsam auch ein nur wenige 100 Meter entferntes, fünfstöckiges Sozial-Mietsgebäude in eben diesem Baustil gemeinsam errichtet. Auch in anderen Regionen wird mit Holz gebaut. In Hamburgs Hafencity ist ein 19-stöckiges Holzhochhaus mit Eigentumswohnungen entstanden. Doch ein achtstöckiges Holz-Hybrid-Haus, das als Mietwohnungsgebäude genutzt wird, gibt es laut der Datenbank des „Council on Tall Buildings“ in Deutschland bisher nicht.
Die Errichtung der Sozialwohnungen hatte einerseits den Vorteil, dass bei 6,3 Millionen Euro Gesamtkosten 4,5 Millionen staatliche Förderung floss. Andererseits fallen nun laut WBG-Geschäftsführer Rolf Perlhofer dadurch lediglich „Mieten von fünf bis sieben Euro je Quadratmeter an“, je nach Bedürftigkeit der Mietenden. Für die WBG wiederum erhöhen sich die Einnahmen durch staatliche Zuschüsse auf 9,80 Euro pro Quadratmeter. Dank der Förderbedingungen sei sichergestellt, dass die Sozialbindung 25 Jahre erhalten bleibt, war zu erfahren.
Barrierefrei und energetisch modern
Der Komfort für die 24 Parteien soll trotzdem hoch sein: Die werden sich in den barrierefreien Wohnungen mit Balkons und 16 cm dicken Vollholz-Außen- und tragenden Innenwänden bestimmt wohlfühlen, versprach Perlhofer. Das Haus kann sich laut WBG zudem auch energetisch sehen lassen. Zwar hält der Verbrauch nur die Werte des „Neubaustandard laut Gebäudeenergiegesetz GEG“ ein. Doch die Wärme für die Fußbodenheizung liefert eine Wärmepumpe. Und die Mieter können günstigen Strom vom begrünten Dach beziehen: Dort ist eine Photovoltaik-Anlage nach dem Mieterstrommodell montiert worden.
Aber was steckt eigentlich konkret hinter dieser Holz-Hybrid-Bauweise? Das Haus bestehe aus einer Mischung aus Beton für Keller, Aufzugschacht, Treppen und Decken sowie Vollholz in den Wänden, erklärte B+O-Geschäftsführer Martin Jungandreas. Die Zwischendecken seien als Hohlkörper ausgeführt, was Material spare. Die Wände würden im eigenen Holzwerk produziert und dort schon mit der notwendigen Wärmedämmung sowie der Holzfassade versehen. Sogar die Fenster werden bereits im Werk montiert. Meist zwei Teilstücke je Fassadenseite müssten auf der Baustelle dann lediglich noch verspachtelt werden. „Das ist auch eine Antwort auf den Fachkräftemangel im Baugewerbe“, so Jungandreas.
Für die WBG wie auch die Stadt Fürth bedeutet das serielle Bauen wiederum Erleichterung bei Planung und Genehmigung: Weil „die ganze Planung schon da ist, schafft das Kapazitäten in der Bauverwaltung“, ergänzte Rolf Perlhofer. Für OB Jung sind WBG und damit die Stadt jedenfalls „auf einem guten, nachhaltigen Weg“ – auch dank des ersten achtgeschossigen Holz-Hybrid-Mietsgebäude in ganz Deutschland. Weitere Gebäude in dieser Bauweise sind übrigens in Fürth bereits im Werden.
ist freier Autor und lebt in der Metropolregion Nürnberg. Seine Schwerpunkte sind Umwelt, Energie, Wirtschaft.