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Von Drohnen und Adlern

Sie sind gefährliches Spielzeuge, potenzielle Waffen, nützliche Helfer. Drohnen sorgen in vielen Kommunen für Aufruhr. Am Himmel könnten bald eigenartige Luftkämpfe zu beobachten sein, wenn die technischen Wunderwerke es mit heimischen Raubvögeln zu tun bekommen – die im staatlichen Auftrag zur Attacke ansetzen.
von Karin Billanitsch · 9. Oktober 2017
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In nicht allzu ferner Zukunft werden über Deutschland eine Million kleine unbemannte Flugobjekte, vulgo Drohnen genannt, schweben. „Sie sind beliebt und machen viel Spaß“, stellt die Deutsche Flugsicherung in einer Mitteilung fest – und diesen Spaß wollen manche sich nicht von Verordnungen verderben lassen. In München kam im vergangenen Jahr eine Drohne einem Passagierflugzeug im Lande­anflug auf 1700 Metern Höhe gefährlich nahe. Im badenwürttembergischen Stuttart ist es verboten, im Bereich des Fernsehturmes Drohnen fliegen zu lassen – doch Besucher der Aussichtsplattform sahen sich im Frühjahr Auge in Auge mit einem Mini-Helikopter, bis er abstürzte.

Adlerstaffeln sollen ­Sprengstoff-Drohnen abwehren

Drohnenbesitzer können mit ihrem willkürlich herumschwebenden Spielzeug nicht nur unabsichtlich Schaden anrichten. Über die Abwehr von gefährlichen, etwa mit Sprengstoff versehenen, Drohnen zerbrechen sich derzeit viele Sicherheitsexperten den Kopf. Technische Drohnenabwehrsysteme sind hier im Gespräch mit Störsendern oder Laserkanonen. Unsere Nachbarländer Niederlande oder Frankreich setzen auf natürliche Lösungen und haben Adlerstaffeln erprobt. Ein Aprilscherz? Nein! Die Greifvögel sehen die Miniflieger als Beute an und holen sie aus der Luft. Grund genug für die CDU in Brandenburg, sich bei der Terror­drohnen-Bekämpfung zwischen ­Lausitz und Priegnitz für die Adler­lösung einzusetzen. Getreu dem Motto der Landeshymne: „Steige hoch, Du ­roter Adler.“ Wird künftig über der ­Potsdamer Schlössernacht oder dem Zossener Weinfest ein scharfäugiger Wächter in der Luft kreisen?

Behörden haben auch ihrerseits entdeckt, wie nützlich der Einsatz von Drohnen sein kann. In ­Spanien, zum Beispiel auf den Balearen, ­machen die Behörden Luftbilder, um Schwarzbauten aufzuspüren. Die ­Eigentümer von schwarz errichteten Anbauten, Garagen oder Swimming-Pools bekamen daraufhin Post mit Gebühren- oder Steuernachforderungen. Auch in Deutschland werten viele Kommunen wie etwa Iserlohn schon Luftbilder aus, um sie mit ­ihren Katastereintragungen zu vergleichen – da ist der Schritt zum Kauf einer Drohne nicht mehr weit.

Drohnen verjagen Gänse von der Liegewiese

Einsatzmöglichkeiten gibt es viele: Das städtische Bäderamt in Koblenz will mit Drohnen Gäste, äh, ­Gänse von den Liegewiesen vertreiben. Und jüngst hat die Stadt Baden-Baden einen der Miniflugkörper angeschafft, der aus der Luft Flächen oder Objekte vermessen soll. Der Praxistext bestand darin, die örtliche Mülldeponie zu vermessen, was in sieben Stunden, statt bislang in 80 Stunden erledigt war. Ob während des Fluges dahin, sozusagen als Beifang, auch einige Schwarzbauten oder Gänse aufgeflogen sind, ist nicht über­liefert.

Übrigens hat Japan den Einsatz von Adlern zur Drohnenabwehr bereits verworfen. Statt dessen steigen Drohnen hoch – mit Fangnetzen. ­Sayonara, roter Adler!

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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