Rezension

Spielplätze planen ist kein Kinderspiel

Der Forscher Rolf Schwarz macht Vorschläge, wie Spielplätze im kommunalen Raum verbessert werden können. In seinem Buch „Spielraumplanung“ veranschaulicht er das am Beispiel der Stadt Ladenburg.
von Carl-Friedrich Höck · 7. Februar 2024
Cover „Spielraumplanung”

Etwas Sand, ein Klettergerüst und eine Rutsche – fertig ist der Spielplatz? So simpel funktioniert gute Spielraumplanung nicht. Denn die Flächen sollen viele Funktionen gleichzeitig erfüllen: Gute Spielplätze sind Entfaltungsräume für Kinder, Aufenthaltsort für ganze Familien, bieten Platz für Stadtnatur und sorgen für frische Luft. Nicht zu vergessen: Auch juristische, soziodemografische und technische Aspekte müssen berücksichtigt werden.

„Die Planung und der Bau von Spielplätzen innerhalb von übergeordneten Spielräumen darf folglich mit Fug und Recht als interdisziplinäres High-Tech-Handwerk bezeichnet werden“, meint Rolf Schwarz. Er ist Professor an der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe und empirisch-analytischer Spielplatzforscher.

Konkrete Analyse am Beispiel Ladenburg

Die Stadt Ladenburg hat ihn beauftragt, eine sozial, ökologisch und ökonomisch vernetzte Analyse als Spielraumplanung durchzuführen. Das meint weit mehr als, als nur die Spielplätze und Geräte zu zählen oder nach althergebrachtem Schema die Flächenbedarfe zu berechnen.

Ziel war es, alle kommunalen Spiel- und Sportflächen sowie Freiräume in einen Gesamtzusammenhang zu bringen. Dabei wurden Vorgaben gemacht wie: Jedes Kind soll im Umkreis von 300 Metern eine Spielmöglichkeit haben. Die Zahl der kleinen Spielplätze soll reduziert, die großen und mittleren Plätze sollen gestärkt werden. Bestehende Plätze galt es pädagogisch aufzuwerten. Weitere Aspekte waren die Reinigung und Pflege sowie die Frage, ob alle Altersgruppen ausreichend berücksichtigt werden.

So entstand ein Forschungsbericht, der nun als Buch vorliegt. Er beschreibt zunächst die Lage und Entwicklung der Stadt Ladenburg und führt in das Thema „Spielräume“ ein. Herzstück des Buches sind umfangreiche und bebilderte Profile aller 37 Ladenburger Spielplätze. Sie geben Auskunft, wo sich die Spielplätze befinden, welche Spielgeräte es gibt und in welchem Zustand sie sich befinden. Analysiert wird aber auch, welchen pädagogischen Wert die Plätze haben, ob es eine gute Verkehrsanbindung, Schatten oder Wickelplätze gibt. Daraus leitet der Autor Handlungsempfehlungen für die Kommunalpolitik ab. Ergänzend fassen die Profile die Ergebnisse eines Bürgerdialogs zusammen.

Sparpotenziale

Abgerundet wird das Buch mit einem kurzen Exkurs zur Ökonomie der Spielplätze. Die Ladenburger Plätze haben sich als sehr pflegeintensiv herausgestellt. Der Autor regt an, dass die Bürger*innen aus der Nachbarschaft sich im Rahmen von Patenschaftsmodellen an der Pflege beteiligen könnten – belohnt werden könnten sie zum Beispiel mit einer Freibad-Jahreskarte. So lasse sich viel Geld einsparen.

Das Buch eignet sich nicht als Handbuch, dafür ist es zu sehr auf eine einzelne Kommune ausgerichtet. Es gibt aber interessante und anschauliche Einblicke, wie eine moderne Spielraumplanung aussehen kann. Somit kann der Forschungsbericht anderen Städten und Gemeinden als Inspiration dienen.

Rolf Schwarz:
Spielraumplanung.
Zur Entwicklung und Verbesserung von Spielplätzen im kommunalen Raum
transcript Verlag Bielefeld, 2024, 250 Seiten, 44,00 Euro,
ISBN 978-3-8376-7057-8

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Autor*in
Porträtfoto Mann mit Brille und dunkelblonden Haaren
Carl-Friedrich Höck

ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.

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