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Welche Vorteile kommunale Jobcenter haben

Viele Kommunen betreiben ihr Jobcenter alleine – zum Beispiel der Kreis Ludwigsburg. Die Verwaltung begründet das mit „pragmatischen und politischen Erwägungen”.
von Uwe Roth · 30. Mai 2022
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Das Jobcenter wird gerne mal mit der Agentur für Arbeit verwechselt. Dabei haben beide Behörden getrennte Aufgabenbereiche. Das Jobcenter betreut Menschen, die auf das Arbeitslosengeld II angewiesen sind, besser bekannt als Hartz IV. Die Agentur für Arbeit ist Anlaufstelle für Jobsuchende beispielsweise nach einer Entlassung, die Anspruch auf das Arbeitslosengeld I haben.

104 Landkreise und kreisfreie Städte betreiben das Jobcenter in Eigenregie. Bei den 302 übrigen der insgesamt 406 kommunalen Jobcenter in Deutschland kooperieren Kommunen mit der Bundesagentur für Arbeit. Was die einen als Entlastung sehen, betrachten andere Kommunalpolitiker als unnötigen Aufwand, sich ständig mit der Bundesagentur abstimmen oder ihr Einverständnis abwarten zu müssen.

Kommunikation ohne Umwege

Das sieht auch Gerhard Jüttner so. Er ist SPD-Kreistagsmitglied in Ludwigsburg und zugleich im Vorstand des Arbeitslosenzentrums (ALZ). Der Verein hilft auf Hartz-IV-Angewiesenen beim Ausfüllen der Formulare. Das Jobcenter ist seit zehn Jahren Teil der Kreisverwaltung. Die anderen vier Landkreise in der Region Stuttgart führen die Kooperation mit der Arbeitsagentur weiter.
Jüttner schätzt den direkten Draht zu den Mitarbeitenden, die ohne Umweg mit dem Jugend- und Sozialamt oder den kreiseigenen Schulen Fragen klären oder auf Kreiskommunen zugehen können. Mitglieder des Kreistags haben über den Sozialausschuss Einfluss. Sie äußern sich zur strategischen Ausrichtung und entscheiden über die Personalausstattung. Derzeit betreuen 260 Mitarbeitende etwa 17.500 Personen. Wie diese fit für den ersten Arbeitsmarkt werden, auch dabei hat der Kreistag ein Mitspracherecht: Die Kreisverwaltung muss Maßnahmen zur beruflichen Qualifizierung ausschreiben. Der Sozialausschuss entscheidet, welcher Bildungsträger den Auftrag bekommt.

Ein Sprecher der Kreisverwaltung sagt, es seien „pragmatische und politische Erwägungen“, warum sich der Landkreis von der Agentur für Arbeit verabschiedet habe. Das Jobcenter sei „optimal mit anderen kommunalen Zuständigkeiten wie der Jugendhilfe, Kinderbetreuung, Sucht- und Schuldnerberatung sowie zum Thema Altersarmut verzahnt“. Der „integrierte Lösungsansatz ist im Interesse der betroffenen Personen und ihren Familien“, stellt der Sprecher fest. Auf die Frage, was der Landkreis besser allein kann als in Kooperation mit der Bundesagentur, antwortet er: „Die Frage muss meines ­Erachtens sein, ob die Jobcenter für die zu betreuenden Kundinnen und Kunden gute Arbeit leisten. Dies ist beim Job­center Landkreis Ludwigsburg der Fall.“

Autor*in
Uwe Roth

ist freier Journalist. Er ist Mitglied im Verein Deutsches Institut für Normung und dort im Redaktionskreis für eine DIN Einfache Sprache. Webseite: leichtgesagt.eu

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