DEMO-Kommunalfüchse 2025 gehen nach Bochum, München und Radebeul
Herausragende kommunalpolitische Leistungen würdigt das Magazin DEMO mit den „Kommunalfüchsen”. In diesem Jahr gingen die Auszeichnungen an einen langjährigen Oberbürgermeister, eine gegen rechts engagierte Münchnerin und einen Nachwuchspolitiker aus Sachsen.
Dietmar Meinert
Von links: Carl-Friedrich Höck (Leitender Redakteur DEMO), Hannelore Kraft (Laudatorin und ehemalige Ministerpräsidentin NRW), Thomas Eiskirch (Preisträger und Oberbürgermeister Bochum), Sarah Philipp (Laudatorin und Vorsitzende NRWSPD), Leonhard Weist (Preisträger und SPD-Fraktionsvorsitzender in Radebeul), Maik Luhmann (Landesgeschäftsführer SGK NRW)
Die DEMO, das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik, hat die diesjährigen DEMO-Kommunalfüchse verliehen. Der DEMO-Kommunalfuchs ist eine Auszeichnung für besondere kommunalpolitische Leistungen. Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden von der DEMO-Redaktion benannt.
Thomas Eiskirch hat Bochum geprägt
Ein Kommunalfuchs geht an Thomas Eiskirch. Der Sozialdemokrat ist seit 2015 Oberbürgermeister von Bochum und wird in diesem Jahr nicht wieder zur Wahl antreten. In den zehn Jahren seiner Amtszeit hat er der Stadt seinen Stempel aufgedrückt, etwa mit der „Bochum-Strategie“ zur Verbesserung der Lebensqualität in der Stadt bis zum Jahr 2030. Das Ziel: Bochum soll eine Stadt mit hervorragenden Lern- und Lehrstätten, sehr attraktivem Freizeit- und Kulturangebot, hoher bürgerschaftlicher Identifikation, mit innovativen Unternehmen genauso wie mit viel Grün im Stadtbild sein.
Besonders hervorzuheben ist aus Sicht der Jury die erfolgreiche Nachnutzung des ehemaligen Opel-Werksgeländes. Wo einst Autos vom Band liefen, ist ein modernes Wirtschafts- und Innovationsquartier entstanden („MARK 51°7“). Schon jetzt arbeiten dort mehr Menschen, als zuletzt im Opel-Werk beschäftigt waren. Perspektivisch sollen hier 13.000 Arbeitsplätze angesiedelt sein. Das Projekt zeigt beispielhaft, wie Strukturwandel gelingen kann.
In ihrer Laudatio für Eiskirch machte die ehemalige NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft deutlich, dass Bochum auch jetzt schon, fünf Jahre vor 2030, viele Ziele der „Bochum-Strategie“ erreicht habe. Denn dank Thomas Eiskirchs Einsatz werde hier bereits „nicht nur geforscht, sondern auch die Fachkräfte von morgen ausgebildet und angesiedelt“. Der Oberbürgermeister sei damit ein „Beispiel für viele andere in unserem Land“.
Micky Wenngatz: engagiert für Vielfalt
Ebenfalls ausgezeichnet wurde Micky Wenngatz. Sie ist Mitglied der SPD-Fraktion im Münchner Stadtrat. Die Kommunalpolitikerin ist zudem Gründungsmitglied und Vorsitzende des Vereins „München ist bunt!“. Seit 2010 engagiert sich dieser gegen Rechtsextremismus, für Toleranz und Vielfalt. Hervorgegangen ist der Verein aus einem Kulturfest, das ein Zeichen gegen einen geplanten Neonazi-Aufmarsch setzen sollte. Dieses wurde von breiten Teilen der Stadtgesellschaft, Parteienlandschaft und Wirtschaft unterstützt.
Es folgten viele weitere Projekte. Ein Beispiel: Mit kulinarischen Veranstaltungen unter dem Titel „München isst bunt“ bringt der Verein Stadtbewohner mit und ohne Migrationshintergrund an einem Tisch zusammen. Dort können sie sich kennenlernen und von den Spezialitäten der anderen kosten.
Besondere Aufmerksamkeit erhielt der Verein im Februar 2025. Vor der Bundestagswahl hatte er gemeinsam mit anderen Initiativen zu einer Demonstration unter dem Titel „Demokratie braucht dich!“ eingeladen. Mehr als eine Viertelmillion Menschen kamen zur Theresienwiese, laut den Veranstaltern sogar 320.000. Angemeldet wurde die Demonstration von Micky Wenngatz.
Das habe ihr nicht nur Anerkennung eingebracht, betonte die Vorsitzende der NRW-SPD Sarah Philipp. Insbesondere von rechten Akteur*innen, aber auch von konservativer Seite sei versucht worden, Wenngatz' Arbeit „zu diskreditieren und ihre SPD-Mitgliedschaft zu skandalisieren“. Micky Wenngatz, die ihren Kommunalfuchs krankheitsbedingt nicht selbst entgegennehmen konnte, stemme sich jedoch weiterhin gegen antidemokratische Kräfte, so Philipp.
Leonhard Weist: Stimme der jungen Generation
Der dritte DEMO-Kommunalfuchs des Jahres 2025 wurde an Leonhard Weist vergeben. Der 20-Jährige ist SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat von Radebeul. Über Parteigrenzen hinweg engagiert er sich dafür, den Sichtweisen und Wünschen der jungen Generation mehr Gehör in der Politik zu verschaffen. Politisiert wurde er als Schüler durch die Klimaschutzbewegung Fridays for Future. Später setzte er sich – zunächst vergeblich – für ein Jugendparlament in Radebeul ein. Als das Vorhaben scheiterte, kandidierte er selbst für den Stadtrat und organisierte mit anderen Kandidierenden erfolgreich einen Jugendgipfel.
Weists kommunalpolitisches Engagement zeige, dass Kommunalpolitik „keine Frage des Alters, sondern eine Frage des Engagements“ sei, betonte auch sein Laudator Maik Luhmann, Landesgeschäftsführer der SGK NRW - zumal Radebeul „nicht unbedingt die sozialdemokratische Hochburg“ sei. Mit der Kommunalfuchs-Vergabe möchte die DEMO-Redaktion Weist und viele andere junge Menschen darin bestärken, sich weiter in der Kommunalpolitik und für die Demokratie zu engagieren.
Die Preise wurden im Rahmen des „Kommunalen Abends“ auf dem 20. DEMO-Kommunalkongress in Duisburg vergeben. Die Fachzeitschrift DEMO organisiert den Kongress in diesem Jahr gemeinsam mit der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik in Nordrhein-Westfalen (SGK NRW).
Dirk Bleicker
ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.