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Hanau: Beschluss über Mahnmal für Opfer des Anschlags

Kurz vor dem 5. Jahrestag des rassistischen Anschlags vom 19. Februar 2020 entscheidet die Stadtverordnetenversammlung, wo das Mahnmal aufgestellt werden soll: auf dem Platz vor dem geplanten „Haus für Demokratie und Vielfalt“.

von Karin Billanitsch · 29. Januar 2025
Computervisualisierung des Platzes mit Mahnmal vor dem neuen Haus für Demokratie und Vielfalt in Hanau.

Zum Gedenken an die Opfer des rassistischen Anschlags vom 19. Februar 2020 in Hanau will die Stadt am Kanaltorplatz vor dem neuen „Haus für Demokratie und Vielfalt" ein Mahnmal errichten.

Es ist eine Antwort der Stadt auf die schreckliche Tat, die sich vor fünf Jahren am 19. Februar in Hanau ereignet hat: Der Ort für das zentrale Mahnmal für die Opfer ist beschlossen. Das künftige „Haus der Demokratie und Vielfalt“ wird am Kanaltorplatz errichtet – und vor dem Haus wird das zentrale Mahnmal stehen. Der Bereich rund um das Mahnmal soll „Platz des 19. Februar“ heißen. Das hat die Stadtverordnetenversammlung am Montag Abend einstimmig beschlossen. 

„Wir schaffen hier einen Ort, der Gedenken, Erinnern und das Bekenntnis zu demokratischen Werten auf besondere Weise miteinander verbindet," erklärte Oberbürgermeister Claus Kaminsky der „hessenschau“ zufolge schon vor der Entscheidung. 

Künsterischer Wettbewerb 2020 ausgelobt

Bereits im Oktober 2020 wurde ein künstlerischer Wettbewerb zur Gestaltung einer Gedenkstätte ausgelobt. Erinnert werden soll an die Opfer Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kenan Kurtović, Vili-Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. 

Nach Angaben der Stadt gingen 118 Vorschläge bei dem Wettbewerb ein. Im Juni 2022 wurde der Entwurf des Künstlers Heiko Hünnerkopf ausgewählt, wobei auch die Angehörigen beteiligt wurden. Allerdings gab es bei der Standortfrage intensive Diskussionen, bis die Wahl auf den Platz vor dem „Haus für Demokratie und Vielfalt“ fiel. Erst Anfang November haben sich Stadt und Opferangehörige geeinigt. Dazu gab die Stadt eine Mitteilung heraus. 

Vielfältiges Konzept für Demokratie-Zentrum

Die Angehörigen der Opfer hatten sich demnach für den Marktplatz als Gedenkort eingesetzt, da er „zentral in der Innenstadt gelegen sei und unmittelbar nach dem Anschlag dort viele Menschen der Opfer gedacht hätten“, ließ die Stadt verlauten. Oberbürgermeister Kaminsky und weitere politische Verantwortliche hatten dagegen argumentiert, dass der Marktplatz wegen seiner historischen Verbindung zu den Brüdern Grimm und der Nutzung durch Wochen- und weitere Märkte nicht der richtige Ort sei. Schließlich stimmte die Mehrheit der Angehörigen dem neuen Standort am „Platz des 19. Februar“ zu. 

Das Konzept des Demokratie-Zentrums beinhaltet neben der Erinnerung an die Opfer auch „Raum für zivilgesellschaftliches Engagement“, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Hanau. Das Konzept sehe vor, Informations- und Beratungsdienste anzubieten sowie Tagungen, Workshops und Bildungsformate zu organisieren. Auch Versammlungen und Gedenkveranstaltungen sind geplant. 

Bundeszuschuss für den Bau

Für die Finanzierung gab es einen Zuschuss aus dem Bundesprogramm „Nationale Projekte des Städtebaus“ in Höhe von 3,4 Millionen Euro. „Damit wird sowohl die bauliche Modernisierung als auch die inhaltliche Entwicklung des Hauses unterstützt“, heißt es. 

OB Kaminsky ist sich sicher: „Mit dem Mahnmal und dem neugestalteten Platz senden wir das starke Signal, dass dieser Ort nicht nur ein Mahnmal sein soll, sondern ein lebendiger Raum für die Werte, die unsere Gesellschaft tragen – Vielfalt, Toleranz und Menschlichkeit.“

 

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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