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Neubrandenburg stärkt Innenstadt mit City-Büro

Das Bundesbauministerium fördert Maßnahmen, um Innenstädte attraktiv zu halten. In Neubrandenburg wird mit dem Geld ein City-Büro finanziert. Was es leistet, erfuhr Bauministerin Klara Geywitz bei einem Vor-Ort-Besuch.

von Carl-Friedrich Höck · 17. Juli 2024
Menschengruppe läuft durch Fußgängerzone

Bauministerin Klara Geywitz (mitte, im Gespräch mit OB Silvio Witt) besuchte am Dienstag die Innenstadt von Neubrandenburg.

Deutschlands Innenstädte stecken mitten im Strukturwandel. Eingekauft wird zunehmend online, also kommen weniger Leute zum Shoppen in die Ortszentren. Darunter leidet auch die Gastronomie. So entsteht Leerstand, der die Einkaufsmeilen unattraktiver macht – ein Teufelskreislauf. Das Problem ist auch im Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) bekannt. „Corona war ein harter Einschnitt, aber eigentlich haben die Probleme früher angefangen“, sagte Ressortchefin Klara Geywitz (SPD) am Dienstag bei einem Besuch in Neubrandenburg.

250 Millionen für Innenstädte

Dort schaute sich die Ministerin an, was das Bundesprogramm „ZIZ“ vor Ort bewirkt. Die Abkürzung steht für „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“. Das Bauministerium unterstützt Städte und Gemeinden dabei, neue Konzepte und Strategien auszuprobieren. So soll einer „Verödung“ der Stadt- und Ortsteilzentren entgegengewirkt werden, wie es auf der Website des Programms heißt. Das soll gelingen, „indem diese als Identifikationsorte der Kommune zu multifunktionalen, resilienten und kooperativen Orten (weiter)entwickelt werden“.

Für das Programm stehen 250 Millionen Euro zur Verfügung (bei einer Laufzeit von 2022 bis 2025). Die geförderten Kommunen bekommen zwischen 200.000 und fünf Millionen Euro. Dafür müssen sie üblicherweise eine Eigenbeteiligung von 25 Prozent aufbringen – Kommunen in einer Haushaltsnotlage müssen zehn Prozent der Projektkosten beisteuern.

City-Management bezieht Geschäft

Die Stadt Neubrandenburg bekommt 744.000 Euro vom Bund, zusammen mit den Eigenmitteln kommt so eine knappe Million zusammen. Davon wird ein City-Büro finanziert. Es liegt unweit des Rathauses mitten in einer zentralen Fußgängerzone. City-Manager Michael Schröder erklärte: Mit der Bundesförderung habe man ein leerstehendes Geschäft beziehen und umbauen können. So sei ein hochfrequentierter Treffpunkt und entstanden. Projektmitarbeiterin Anja Labs ergänzte: Die Kommunikation mit den Innenstadt-Akteur*innen habe sich deutlich verbessert.

Neubrandenburgs City-Management hat sich personell verstärkt, um aktiv gegen Leerstand vorgehen zu können. Außerdem wurde eine Innenstadt-Akademie gegründet. Im City-Büro können die Innenstadt-Händler*innen sich in Workshops schulen lassen: etwa in moderner Social-Media-Nutzung, guter Mitarbeiter*innenführung oder mit Tipps, wie sie ihre Läden diebstahlsicher machen. Und auch eine Marketingoffensive für die Innenstadt soll mit ZIZ-Geldern gestartet werden.

City-Büro

Das City-Management hat eine leerstehende Ladenfläche angemietet und umgenutzt.

Menschen stehen vor einem Geschäft

Darüber hinaus wurden sie für eine Mikroklima-Analyse eingesetzt. Sie sollte aufzeigen, welche Maßnahmen notwendig sind, um die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu steigern und diese an den Klimawandel anzupassen. Zum Beispiel wurden Hitzeinseln ausfindig gemacht. Geplant sind nun zusätzliche Sitzmöglichkeiten, mehr Grün, Schattenplätze und Wasserspender.

Geywitz: „Leerstand ist ansteckend”

„Der Shopping-Zwang geht mehr und mehr zurück“, sagte Neubrandenburgs Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos). Dafür werde die Aufenthaltsqualität wichtiger. Beim Besuch der Ministerin zeigte er sich dankbar für die Fördergelder. „Teile der Themen waren uns schon immer bewusst, aber man hat sie auf die lange Bank geschoben, auch weil kein Geld da war“, berichtete Witt. Die Pandemie habe dann den Druck erhöht, sich damit zu beschäftigen. Dem stimmte Geywitz zu: „Unsere Untersuchungen zeigen, dass Leerstand ansteckend ist.“

Fußgängerzone

In den Haupt-Einkaufsstraßen der Innenstadt von Neubrandenburg (hier die Turmstraße) ist kaum Leerstand zu beobachten.

Fußgängerzone

Verglichen mit vielen anderen Kommunen steht Neubrandenburg noch gut da. In den zentralen Einkaufsstraßen ist kaum Leerstand zu beobachten. Die 60.000-Einwohner*innen-Stadt hatte zwar zeitweise mit einer Haushaltsnotlage zu kämpfen, gilt aber als wirtschaftsstark, jedenfalls für eine ostdeutsche Kommune.

Stadt verzichtet auf Einnahmen

Unabhängig vom ZIZ-Programm unterstützt die Stadt Gastronomie und Einzelhandel mit weiteren Maßnahmen. Zum Beispiel verzichtet sie seit einigen Jahren auf die Sondernutzungsgebühr – etwa für Tische und Bänke auf öffentlichem Straßenland. Laut Oberbürgermeister Witt entgeht der Kommune damit jährlich eine bis zu sechsstellige Summe. Für die Gewerbetreibenden bedeute das eine deutliche Entlastung.

Der örtliche Gewerbeverein hat sich neu aufgestellt und für Fördermitgliedschaften geöffnet. In den vergangenen fünf Jahren konnte er seine Mitgliederzahl so verdoppeln. Bewährt hat sich der „4-Tore-Gutschein“ (in Anlehnung an Neubrandenburgs Beinamen 4-Tore-Stadt). Er kann bei lokalen Einzelhändlern eingelöst werden. „Das Geld bleibt in der Stadt und wandert nicht zu Amazon, Zalando und Co.“, erklärte City-Manager Schröder.

Autor*in
Porträtfoto Mann mit Brille und dunkelblonden Haaren
Carl-Friedrich Höck

ist Leitender Redakteur der DEMO. Er hat „Public History” studiert.

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