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Verbände für mehr Photovoltaik auf Mehrfamilienhäusern

Nach gesetzlichen Neuerungen im Solarbereich werben der Bundesverband Solar und der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen für einen Zuwachs von Photovoltaik auf Mehrfamilienhäusern und haben einen Leitfaden veröffentlicht. 

von Karin Billanitsch · 5. März 2025
Mehrfamilienhaus mit Solarpanel

Sanierte Mietshäuser mit Solarpanels auf dem Dach. Im Segment der Mehrfamilienhäuser sehen Verbände großes Potenzial für einen Zuwachs von PV-Anlagen. 

Sie sind bislang eher die Ausnahme: Solaranlagen auf Dächern deutscher Mehrfamilienhäuser. „Das kann man aus der Luft gut erkennen: Während es in ländlicheren Regionen auf den Dächern oft blau leuchtet, ist das in größeren Städten eher die Ausnahme“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solar (BSW-Solar) Carsten König während einer Online-Pressekonferenz in Berlin. 

Rund 100 Gigawatt Photovoltaik-Leistung habe es in Deutschland Ende 2024 gegeben, so König, vor allem auf Dächern im Heimsegment (38 Gigawatt), Gewerbedächern (29 Gigawatt) und Freiflächen (32 Gigawatt) und in geringer Menge von Steckersolargeräten (0,7 Gigawatt). Nach Schätzungen des Verbands war nur rund 0,5 Gigawatt der Ende 2024 installierten PV-Leistung auf Mehrfamilienhäusern.

Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung: „Potenzial unzureichend genutzt“ 

Das im vergangen Jahr in Kraft getretene Solarpaket hat verschiedene Gesetzesänderungen mit sich gebracht. Unter anderem gab es eine Neuerung bei der Stromversorgung von Mehrparteienhäusern durch Photo-Voltaik-Anlagen. Der Gesetzgeber hat die „Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung“ im Energiewirtschaftsgesetz geregelt. 

Auf dieses neue solare Betreiberkonzept setzt der Bundesverband Solar seine Hoffnungen und blickt dabei auch auf die Wohnungsunternehmen als potenzielle Investoren. König zeigte sich überzeugt: „Das Potenzial wurde in der Vergangenheit nur unzureichend gehoben.“ Das technische Potenzial an PV-Leistung auf vermieteten Wohngebäuden betrage Schätzungen zufolge bis zu 75 Gigawatt. 

Eine gemeinsam mit dem Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen GdW durchgeführten Umfrage untermauert diese Erwartungen: Demnach haben acht von zehn Wohnungsunternehmen Pläne für den Bau von Solarstromanlagen auf Dächern von vermieteten Gebäuden (44 Prozent) oder zumindest grundsätzlich Interesse daran (38 Prozent), Mieter mit selbst erzeugtem Solarstrom zu versorgen. Auch die Mehrheit der Mieterinnen und Mieter begrüßte die Photovoltaik als beliebeste Klimaschutzmaßnahme (53 Prozent). 

Kritik am Mieterstrommodell 

Bisher gab es in diesem Segment das so genannte Mieterstrommodell. „Das eigentliche Mieterstrommodell war regulatorisch so überbordend, dass ein Vermieter es nicht in eigener Verantwortung übernehmen konnte“, erläuterte GdW-Hauptgeschäftsführerin Gabriele Esser. Bisher konnten Mieter also „bestenfalls mittels kleiner Balkonkraftwerke oder Mieterstrom-Modellen, die sich meist nur in größeren Mehrfamilienhäusern wirtschaftlich darstellen lassen, in sehr begrenztem Umfang von vor Ort erzeugtem preiswerten Solarstrom profitieren“, hieß es.

Dass das Mieterstrommodell nicht wirklich angenommen wurde von den Wohnungsuntermehmen, zeigen auch folgende Zahlen: Der GdW und BSW-Solar haben unter den Wohnungsunternehmen mit PV-Anlagen nachgefragt, wie der erzeugte Solarstrom vermarktet werde. Die Mehrheit (51 Prozent) setzt auf Volleinspeisung mit EEG-Vergütung, 46 Prozent verpachten die Dachfläche für die PV-Anlage und nur rund ein Drittel Prozent nutzt das Mieterstrommodell. 

Einen Vorteil der neuen Regeln sieht der BSW-Solar darin, dass keine Vollversorgung der Mieter vorgeschrieben sei wie beim Mieterstrommodell. Die Vermieter würden auch nicht selbst Stromanbieter für den Reststrom. Die Mieter könnten den Reststrom-Lieferanten frei wählen, außerdem gebe es weniger Pflichten, etwa bei den Rechnungsanforderungen, Zahlungsarten oder der Stromkennzeichnung. 

GdW lobt die Solarnovelle

Unter den 3.000 Mitgliedern im GdW mit ihren sechs Millionen Wohnungen im Bestand sind auch rund 740 kommunale und öffentliche Wohnungsunternehmen, die laut GdW mehr als fünf Millionen Menschen ein Zuhause bieten. Die GdW-Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihren Wohnungsbestand bis 2045 klimaneutral zu gestalten. Neben einer verbesserten Gebäudeeffizienz und klimafreundlichen Heizungen ist dafür eine verstärkte Nutzung von Photovoltaik ein wichtiger Schritt nach vorn bei der Energiewende. 

Esser hält den Ansatz der „Gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung“ für richtig und verwies auf die ebenfalls beschlossene Umsatzsteuervergünstigung für die Investoren, wonach 19 Prozent an Umsatzsteuer entfallen. „Wir wollen das Konzept positiv bekannt machen“, so Esser. Ein kostenloser Leitfaden informiert über das Thema mit dem Ziel „möglichst breit Wissen zur Verfügung zu stellen“, hieß es. Er kann im Internet heruntergeladen werden. 

Allerdings fehlt es zum jetzigen Zeitpunkt noch an spezialisierten Dienstleistern oder smarten Messystemen, die es noch nicht in der Fläche gibt, wie König einräumt. Er zeigte sich aber zuversichtlich, dass die Prozesse in die Breite gebracht werden, wenn die Nachfrage steigt. Gabriele Esser glaubt, dass „am Thema Solar nichts vorbeigeht“. 

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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