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Wohnungswirtschaft fordert Abrissprogramm gegen Leerstand

Deutschlandweit stehen fast zwei Millionen Wohnungen leer. Der Wohnungswirtschafts-Verband GdW fordert den Bund deshalb auf, nicht nur den Neubau von Wohnungen stärker zu unterstützen, sondern auch den Abriss.

von Karin Billanitsch · 10. Juli 2024
Neubaugebiet, Bonn, Bauen, Wohnen, Deutschland

Neubaugebiet in Bonn. In Deutschland herrscht ein Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Der Bund fördert sozialen Wohnungsbau sowie klimafreundlichen Neubau im Niedrigpreissegment.

„Im ländlichen Raum der ostdeutschen Bundesländer haben unsere Unternehmen teils mit sehr hohen Leerstandsquoten zu kämpfen“, warnte Axel Gedaschko, Präsident des Gesamtverbands der Wohnungswirtschaft (GdW), bei der Vorstellung der Jahresbilanz seines Verbandes in Berlin. Nach den neuen Zahlen gab es bei den Unternehmen der GdW in den ostdeutschen Ländern (inklusive Berlin) 2023 einen Leerstand von 5,9 Prozent, das entspricht 144.000 leerstehenden Wohnungen. „Ostdeutschland ist damit außergewöhnlich stark von der Leerstandsproblematik betroffen“, stellte Gedaschko fest. In einzelnen Gebieten seien es 15 Prozent oder sogar mehr.

Gedaschko: „Strukturellen Leerstand angehen“

Als Ursache führte Gedaschko die Bevölkerungsentwicklung durch den demografischen Wandel und die Altersstruktur in Ostdeutschland an. Nach den neuesten Prognosen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt-, und Raumforschung (BBSR) wird die Bevölkerung in Ostdeutschland bis 2045 weiter schrumpfen. Vor allem die strukturschwachen Regionen des ländlichen Raums seien betroffen.

Deshalb fordert der GdW-Präsident: „Die Politik muss den strukturellen Leerstand in vielen Regionen Ostdeutschlands angehen. Programme zum Rückbau und Teilrückbau müssen verstärkt werden, insbesondere im ländlichen Raum und in kleinen Kommunen ohne Stadtumbaugebiete.“ In Westdeutschland liegt die Leerstandsquote im in den GdW-Unternehmen bei durchschnittlich zwei Prozent. Das entspricht 66.000 leerstehenden Wohnungen.

Zensus: 1,9 Millionen Wohnungen stehen leer

Erst kürzlich warf der neueste Zensus zum Stichtag 15. Mai 2022 ein Schlaglicht auf das Problem. Demnach stehen in Deutschland rund 1,9 Millionen Wohnungen leer, berichtete das Statistische Bundesamt. Das entspricht einer Leerstandsquote von 4,3 Prozent.

Die Statistiker nahmen den Leerstand stärker unter die Lupe: Von allen leerstehenden Wohnungen stehen über die Hälfte seit mindestens einem Jahr leer. 38 Prozent sind demnach innerhalb der nächsten drei Monate zum Bezug verfügbar. Geplante Abrisse von leerstehenden Wohnungen machen demnach bundesweit nur etwa 4 Prozent aus.

Wohnungsbau bricht ein

Wo die einen mit dem hohen Leerstand kämpfen, ist bei anderen die Wohnungsnot das beherrschende Thema. Auch dazu hat der GdW Zahlen vorgelegt. Die Zahl der von GdW-Unternehmen fertiggestellten Wohnungen ist um 13 Prozent eingebrochen und lag im Jahr 2023 bei nur noch 28.000. Zwei Drittel der Wohnungsunternehmen im GdW können 2024 gar keine Wohnungen bauen. 2025 steigt dieser Anteil auf 70 Prozent. Blickt man nur auf die sozial orientierten Wohnungsunternehmen, zeigt sich, dass im laufenden Jahr 20 Prozent der ursprünglich geplanten Wohneinheiten nicht realisiert werden. Das bedeutet: Es werden 6.000 Wohnungen weniger gebaut.

„Deutschland wächst, schafft aber immer weniger Wohnungen. Das passt nicht zusammen“, bemängelte Gedaschko. Ein Grund seien die akuten Anstiege vieler Kostenposten. Er fordert daher „Augenmaß bei Anforderungen und ein breit angelegtes Zinsprogramm“.

Der Bund unterstützt sozialen und klimafreundlichen Wohnungsbau

Der Bund unterstützt den sozialen Wohnungsbau: Zwischen 2022 und 2027 werden den Ländern 18,15 Milliarden Euro für den Zweck zur Verfügung gestellt. Die Regierung hat außerdem Anfang des Jahres eine Milliarde Euro zusätzlich für „klimafreundlichen Neubau im Niedrigpreissegment“ (KNN) zugesagt. Diese ist im Haushalt 2024 nun auch vorgesehen, wie Bundesbauministerin Klara Geywitz am 5. Juli auf der Webseite des Bundesbauministerium bestätigte. Sie freue sich darüber, postete sie auf X.

 

 

Der Zentrale Immobilien Ausschusses (ZIA) bezeichnete das geplante KfW-Förderprogramm KNN als „einen Schritt in die richtige Richtung“. Laut Präsidentin Iris Schöberl wird dieses Programm den dringend benötigten Aufschwung im Bauwesen fördern und somit wieder bezahlbaren Wohnraum schaffen.

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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