Ein vorurteilsfreier Blick: Reichweite, Ladesäule und der Brand
Stecker ab, Tür zu und los geht’s! Ganz so einfach ist die Elektromobilität für die Nutzerinnen und Nutzer heute noch nicht. Die Fahrzeuge und insbesondere die in der Navigation integrierten Ladesäulen werden stetig besser. Die Reichweiten steigen. Dennoch gehört zu Elektromobilität mehr als nur ein Fahrzeug und ein Führerschein. Wissen und Gewöhnung spielen ebenso eine Rolle!
Lukas Frontzek
Mit der ACE-Ladekarte für Elektroautos können europaweit Akkus aufgeladen werden.
Wo liegen Hürden und welche Mythen sind zu überwinden? Und welche Aufgaben kommen dem Staat und insbesondere den Gemeinden und Städten zu?
Der ACE – Europas Mobilitätsbegleiter – ist stets am Puls der Zeit und begleitet den Wandel der Mobilität. Für unsere Mitglieder und für alle mobilen Menschen! Wir wollen nicht nur den haptischen, sondern auch den mentalen Zugang zur Elektromobilität fördern. Dies verlangt, dass der Mensch sich offen und neugierig mit diesem Thema auseinandersetzt. Das ist nicht konfliktfrei.
Der Anfang ist ungewohnt
Wir alle haben uns über Generationen und über viele Lebensjahre an das Fahren mit dem Verbrenner gewöhnt. Wir wissen sicher mit dem Fahrzeug und den damit verbundenen Aufgaben umzugehen. Angefangen beim Tanken, der Abgasuntersuchung bis hin zur Nutzung des Zündschlüssel – statt einer App. Mit dem neuen, noch unbekannten Elektroauto muss der Umgang erst erlernt und zur Gewohnheit werden.
Der Anfang mag schwerfallen, aber es wird gelingen. Auf verschiedenen Ebenen begleiten und fördern wir aktiv den Wandel – in und mit unserem Ehrenamt und in unserer Mitgliedschaft.
Wir informieren an Themenabenden, über unser Mitgliedermagazin (LENKRAD) und natürlich über unsere Sozial-Media-Kanäle.
Unser ACE-Kompetenzteam E-Mobilität ist eine versierte Anlaufstelle, um Wissen zu vertiefen. Die Kommunen und Unternehmen unterstützen wir seit Jahren mit dem ACE-Team „Gute Wege im Mobilitätsmanagement“. Und ganz neu: Volkshochschulen! Seit Beginn dieses Jahres beschreiten wir über den Landesverband der baden-württembergischen Volkshochschulen einen neuen Informationspfad.
Persönlicher Austausch in Seminaren
An den lokalen Volkshochschulen werden die ACE-Mitarbeiter aktiv. Unsere Idee: Wir gehen zu den Menschen und ihren Fragen. Die Fragen scheinen teils von weit hergeholt, doch sie haben alle ihre Berechtigung. Wir stillen Wissenshunger, bauen die Angst vor dem Neuen und manchmal auch Vorurteile ab. Mythen werden entzaubert.
Die Volkshochschul-Seminare des ACE sollen helfen, aufzuklären und Hürden und Hindernisse im direkten Dialog und im Miteinander zu überwinden. Der persönliche Austausch und die Einführung in Ladesysteme und Steckertypen weisen den Weg zu einem sicheren Umgang mit der Elektromobilität. Dabei geht es nicht um die Beschönigung von noch bestehenden Problemen, sondern um den realistischen und vorurteilsfreien Blick auf ein umweltfreundliches Antriebssystem.
Risiko Brand?
Ganz an Mythen wollen wir in diesem Artikel nicht vorbei. Die gerne und mantraartig wiederholte Behauptung „E-Autos brennen doch nur!“ wollen wir kurz und knapp widerlegen. Die Zahlen, die Feuerwehr und die Forschung sprechen eine andere Sprache.
Ja, auch Elektroautos können brennen. Ein brennender Akku bedeutet mehr Löschaufwand als bei einem Verbrennermotor. Es wurden aber bereits effiziente Hilfsmittel entwickelt. Die Löschlanze und der Löschsack halten bei den Feuerwehren Einzug. Die Kühlung nach dem Brand bedarf keines großen Containers mehr. Zudem sind brennende Elektroautos im Gegensatz zu Gasfahrzeugen oder Wasserstofffahrzeugen bei Unfällen kein größeres Risiko!
Der Brand eines Elektroautos ist auch nicht umweltschädlicher als der eines anderen Autos. Schweizer Forscher haben Ende 2019 hierfür den wissenschaftlichen Nachweis geliefert. Es entstehen andere Schadstoffe als bei einem Verbrenner, diese sind aber nicht gefährlicher.
Was aber sagen die Zahlen zum Brandrisiko? Die sprechen klar für das Elektroauto. Die Statistik der US-amerikanischen Versicherung AutoinsuranceEZ weist bei 100.000 neu zugelassenen E-Fahrzeugen lediglich 25 Fahrzeugbrände aus. Die Zahlen bei Verbrennern sind mit 1.530 pro 100.000 Neuzulassungen um den Faktor 60 höher. Negativ sticht das Hybridfahrzeug heraus (3.475 pro 100.000 Neuzulassungen).
Was Kommunen tun müssen
Welche Aufgabe kommt nun den Kommunen in der Entwicklung der Elektromobilität zu? Sie sind mitverantwortlich, dass die Mobilitätsform alltagstauglich ist. Kurzum bei den Menschen ankommt.
Vor Ort müssen ausreichend Ladesäulen geschaffen werden, besonders in den Städten, in denen viele Mieterinnen und Mieter weder Parkplatz noch Auffahrt ihr Eigen nennen. Hier gilt es, durch Ladelaternen, Ladebordsteine und Quartiersgaragen die notwendige Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Dazu an allen Standorten in der Kommune, wo Menschen sich länger aufhalten: Nicht nur am Rathaus, sondern auch am Theater, am Schwimmbad und dem Sportplatz, bei Einkaufszentren und am Kino.
Beispiel einer Ankündigung bei der VHS Nagold:
Volkshochschule Oberes Nagoldtal: Elektromobilität - Infoabend mit dem Automobil Club Europa (ACE) (vhson.de)