Grundwasser: Jeder zweite Landkreis übernutzt seine Ressourcen
In jedem zweiten Landkreis Deutschlands wird das Wasser immer knapper – das zeigt eine neue Studie des BUND. Der fordert: Sowohl Politik als auch Bürger*innen müssen Maßnahmen ergreifen, um diesen Trend aufzuhalten.
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Auch durch anhaltende Hitze und ausbleibende Niederschläge sinken die Grundwasserspiegel in ganz Deutschland. (Symbolbild)
In 201 der 401 Landkreise und kreisfreien Städte Deutschlands wird mehr Grundwasser entnommen, als nachgebildet werden kann. Dort herrscht also sogenannter Wasserstress: die Grundwasserstände sinken. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Grundwasserstudie des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). In einer repräsentativen Befragung gaben 28,8 Prozent der Befragten an, große Sorgen vor einer Wasserknappheit in ihrer Region zu haben.
Deutschland wird immer trockener
„Wir haben lange gedacht, Deutschland sei ein wasserreiches Land“, erklärt Verena Graichen, die stellvertretende Vorsitzende des BUND auf einer Pressekonferenz am 17. Juni, bei der die aktuelle Studie des Umwelt- und Naturschutzbunds vorgestellt wurde. Jedoch habe Deutschland in den letzten 20 Jahren viel Wasser verloren, so Graichen. Durch die aufgrund der Klimakrise gehäuft auftretenden Dürrephasen der letzten Jahre spitze sich die Lage weiter zu. So beispielsweise im Sommer 2023, in dem wegen andauernder Hitze und ausbleibendem Regen laut BUND-Studie mehr als 80 Landkreise die Wasserentnahme vorübergehend einschränkten.
Auch für die Natur können langfristig niedrige Grundwasserspiegel dramatische Folgen haben: Wird das Wasser weniger, trocknen beispielsweise Böden, Feuchtgebiete und Moore aus, Flüsse führen weniger Wasser und die Artenvielfalt nimmt ab. In der Landwirtschaft fallen Ernten geringer aus oder bleiben komplett aus.
Schlechte Datengrundlage zum Wassermangel
Welche Faktoren die Grundwasserstände konkret unter Druck setzen, ließe sich oftmals nicht klar und detailliert feststellen, so Graichen. Entsprechende Daten seien meist nicht öffentlich zugänglich. Ein Echtzeitmonitoring von Grundwasserentnahmen gebe es nicht in allen Landkreisen und kreisfreien Städten. Für manche Regionen mangele es auch deshalb an Informationen beispielsweise dazu, wo genau das Wasser besonders knapp sei oder welche Akteure konkret wie viel Wasser verbrauchen. Das hat weitreichenden Folgen. Denn ohne eine verlässliche Datengrundlage sei es schwieriger, die Bevölkerung für das Thema zu sensibilisieren oder bei geringen Grundwasserständen regulierend einzugreifen.
Die Studie macht dennoch einige Trends deutlich. So werden der private Wasserverbrauch, der Wasserverbrauch von Bergbau, Industrie und Landwirtschaft und die Klimakrise als die primären Ursachen für sinkende Grundwasserspiegel benannt. Dabei gibt es jedoch starke regionale Unterschiede – je nachdem, welche Ursachen in den jeweiligen Landkreisen besonders präsent sind. In bevölkerungsreichen Räumen wie Berlin spielt der private Wasserverbrauch eine größere Rolle als zum Beispiel in der Tagebauregion Lausitz, wo vor allem die Kohleförderung viel Wasser verbraucht.
Handlungsbedarf bei Politik und Privatpersonen
Allgemein gelte, so Verena Graichen: „Alle Arten von Wasserverbrauch müssen reduziert werden“. Dafür brauche es auch ein „Umdenken in der Wasserpolitik“. Konkrete Maßnahmen könnten dabei der Schutz von natürlichen Wasserspeichern wie Mooren sein, um die Wasservorräte zu stärken, aber auch die stärkere Regulierung der Grundwasserentnahme durch beispielsweise die Einführung von Gebühren für die Industrie oder die Förderung von wassersparenden Technologien in Landwirtschaft und Industrie.
Außerdem müsse Grundwasser sauber gehalten und geschützt werden, sowie die Bevölkerung stärker für einen achtsamen Wasserverbrauch sensibilisiert werden. Denn „der private Verbrauch ist relevant“, betont Verena Graichen. Durch Maßnahmen wie zu duschen statt zu baden oder eigene Pflanzen mit Regenwasser zu gießen könne jede*r einzelne einen maßgeblichen Beitrag leisten, um Grundwasserbestände zu schonen.