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Kommunale Bildung: „Kitas, Schulen und Jugendhilfe aus einem Guss“

„Bildung und Familie” war Thema eines Fachgesprächs auf dem 20. DEMO-Kommunalkongress. Eine große Herausforderung ist der Ausbau der Ganztagsbetreuung in Grundschulen. 

von Karin Billanitsch · 9. Juli 2025
Ulf Daude sitzt auf einem Podium beim DEMO-Kommunalkongress

Ulf Daude, Bundesvorsitzender Arbeitsgemeinschaft für Bildung der SPD und Kandidat für das Amt der Oberbürgermeisters in Kiel während eines Fachgesprächs zum Thema „Bildung und Familie“ beim 20. DEMO-Kommunalkongress in Duisburg. 

Gute Bildungsangebote sind zentral für die Zukunftsfähigkeit einer Kommune. Denn Städte und Gemeinden, die in Bildung investieren, schaffen attraktive Lebensbedingungen für junge Familien. Wo man hier praktisch ansetzen kann, darüber diskutierten eingeladene Experten auf dem 20. DEMO-Kommunalkongress in Duisburg. 

Bildung beginnt in der Kita

Bildung beginnt nicht erst in der Schule: „Wie wichtig Sprachkompetenz schon von Klein auf ist, wurde im Zuge der Debatte um das Startchancenprogramm deutlich“, sagte Markus Schön, Stadtdirektor in der Stadt Krefeld. „Wir in Krefeld haben das Modellprojekt ‚Krefelder Haus der Bildung‘ auf den Weg gebracht“, stellte Schön ein wichtiges Vorhaben in seiner Stadt vor. Eine Kita und Grundschule unter einem Dach – mit demselben Träger und abgestimmtem Konzept – solle ermöglichen, dass der Übergang zwischen den beiden reibungslos funktioniere. Ab August werde das Haus eröffnet, kündigte Schön an. 

Manche würden der Kommune vorhalten, das Haus sei „nur ein Prestigeprojekt”, erzählte der Stadtdirektor. Diesen Kritiker*innen antworte Oberbürgermeister Frank Meyer stets, dass es kein besseres Prestige gebe als das für Kita und Schule. Dafür möchte Krefeld „ordentlich Geld investieren“, sagte Schön. Die Verantwortlichen in Krefeld hoffen, dass der betroffene Stadtteil, der mit vielen sozialen Herausforderungen konfrontiert ist, die positiven Wirkungen spüren wird. Mit dem neuen Konzept könnten die Probleme hier ganz anders angegangen werden als bisher, meinte Schön.

Ausbau der Ganztagsbetreuung als Chance

Außerdem merkte der Stadtdirektor an: „Ich glaube, das ist ein bisschen die Zukunft, dass man den Kita- und Schulbereich sowie generell die Jugendhilfe stärker aus einem Guss denkt. Das ist auch eine Frage der Effizienz.“ Angesichts der finanziellen Rahmenbedingungen könne man sich für dieselben Kinder- und Jugendlichen zwei Systeme nebeneinander gar nicht leisten.

Eine große Chance dafür sieht er im Ausbau der Ganztagsbetreuung in Grundschulen. Hintergrund: Der Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Kinder im Grundschulalter soll ab dem Schuljahr 2026/27 schrittweise eingeführt werden. Er gilt bundesweit erst einmal für Erstklässler*innen, bis 2029/30 dann für alle Kinder der Klassen 1 bis 4. Er umfasst acht Stunden Betreuung pro Tag an fünf Werktagen. Bund und Länder müssten den Kommunen auch die Möglichkeiten geben, einen „Ganztag aus einem Guss“ zu gestalten, stellte Schön auf dem Podium klar. 

Schule: Finanzierung der Infrastruktur als Herausforderung

Marc Groß, Vertreter des Vorstands der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), hält es für notwendig, dass Schulen ein „positiver Lebensort“ sind. Dazu müsse die Bildung inhaltlich gut ausgestaltet sein und die Infrastruktur müsse stimmen. Für letzteres seien die Kommunen verantwortlich, weshalb die KGSt dort ihren Fokus habe. Mit dem derzeitigen Zustand der Infrastruktur zeigte sich Groß nicht zufrieden, die baulichen Mängel seien eine besondere Herausforderung. Zudem fehle es an Fachkräften und finanziellen Mitteln.

Beim Thema Ganztagsausbau gibt es indes vor Ort noch viele Fragezeichen, das wurde in dem Fachgespräch deutlich. Auch hier bereitet die Finanzierung Sorgen, das machten Reaktionen aus dem Publikum klar. Nach den bestehenden Regelungen wird die Umsetzung des Ganztagsförderungsgesetzes „gemeinsam durch den Bund und die Länder finanziert“, heißt es auf der Internetseite des Bildungsministeriums. 

Hoffnungen werden auch auf das Sondervermögen Infrastruktur gesetzt. „An der Tischdecke zerren alle“, dämpfte Marc Groß die Erwartungen. Es sei eine Frage der Prioritätensetzung in den Kommunen und der strategischen Schwerpunkte. Als dritten wichtigen Punkt nannte er noch die Digitalisierung an Schulen. Nach dem Digitalpakt I brauche es die Folgefinanzierung. Über den Digitalpakt II hinaus sei die Frage: „Wie verstetigen wir die Förderung so, dass wir nicht immer von Förderpaket zu Förderpaket hecheln“. 

Kritik an Struktur von Förderprogrammen

Ulf Daude ist Bundesvorsitzender Arbeitsgemeinschaft für Bildung der SPD und kandidiert für den Oberbürgermeisterposten in Kiel. Als Schuldirektor ist er zudem an vorderster Front. Er bekräftigte: „Es fehlt an Geld in den Kommunen.” Förderprogramme wie der Digitalpakt lösten das Problem allein nicht. Zumal manche Kommunen die geforderten Eigenanteile nicht aufbringen könnten. „Das ist die Situation, die wir in den Kommunen haben. Woher soll ich das Geld am Ende hernehmen?“ fragte er. 

Er rechnete am Beispiel Schleswig-Holsteins vor: Es gebe dort 830 Schulen. Selbst mit bis zu 80 Millionen Euro Investitionshilfen, die vom Bund flössen, käme man nicht weit. „Dann beginnt die Priorisierung, weil Geldmittel beschränkt sind“. Doch er weiß, auch aus eigener Erfahrung in Kiel: „Die Eltern haben da wenig Verständnis für.“ Daher käme der Frust von vielen Bürger*innen. 

Autor*in
Karin Billanitsch

ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.

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