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Vorbild Dänemark: Pflegeamt im Rathaus

16. December 2025 00:00:00

Der Sozialverband VdK möchte nach dänischem Vorbild Rathäuser um ein Pflegeamt erweitern. Die Kommunen seien am besten in der Lage, nötige Angebote zu koordinieren und zu schaffen. Eine Reform sei finanziell machbar, sagt Präsidentin Verena Bentele.

Ein Raum im einem Pflegeheim

Der VdK warnte vor einer sich zuspitzenden Versorgungskrise in der Pflege. Bis 2040 könnten es sieben Millionen Pflegebedürftige werden.

VdK-Präsidentin Verena Bentele war mit einer Delegation im dänischen Apenrade an der Ostsee, und sie war begeistert zurückgekommen. Dort unterstützt die Gemeinde die Pflege durch eine Kombination aus öffentlicher Unterstützung und innovativen Technologien. Die Kommune bietet präventive Hausbesuche für Senioren ab dem 75. Lebensjahr an, um frühzeitig auf Pflegebedürfnisse zu reagieren. Der Staat bezahlt die Pflegekräfte. Die Seniorenheime gehören der Gemeinschaft. Aus VdK-Sicht ist das System auf Deutschland übertragbar. Denn in Ansätzen sei es vorhanden und müsse Schritt für Schritt ausgebaut werden. Die Vorschläge der Bund-Länderkommission zur Verbesserung der Pflege seien „unzureichend und wenig innovativ“, kritisierte Bentele an diesem Dienstag in einer Pressekonferenz. 

Sie nimmt für die vorgestellten Forderungen in Anspruch, dass diese „modern und nach vorne gerichtet“ seien. Dreh- und Angelpunkt in der Betreuung alter Menschen sollen demnach die Städte und Gemeinden werden. Bentele sagte: „Pflege muss zur Pflichtaufgabe der Kommunen werden. Unsere Kommunen sind nah am Bürger. Sie kennen die Herausforderungen vor Ort und können am besten steuern.“ Dass in der derzeitigen Pflegeversicherung viele Aufgaben in der Planung nicht eindeutig geregelt seien, führe „zu teils großen Versorgungslücken“.  

Sämtliche Pflegeangebote aus kommunaler Hand 

Kommunale Pflegeämter könnten die Lücken schließen. Diese sollten sowohl den Bedarf vor Ort erfassen als auch die Pflegeangebote steuern und im Fall von Unterversorgung selbst Angebote aufbauen. „Es ist höchste Zeit, dass Pflegebedürftige und ihre Familien Unterstützung aus einer Hand erhalten, bevor die Belastung sie erdrückt“, mahnte Bentele. 

Damit die neue Aufgabe nicht an der finanziellen Lage vieler Kommunen scheitert, fordert der VdK eine vollständige und dauerhafte Finanzierung durch Bund und Länder. Unbürokratisch könnte dies etwa durch eine Erhöhung der Mittel des kommunalen Finanzausgleichs erfolgen. Die Rolle der Pflegekassen als Kostenträger individueller Pflegeleistungen könne erhalten bleiben. 

VdK warnt vor einer Versorgungskrise

Die VdK-Vorsitzende warnte vor einer sich zuspitzenden Versorgungskrise in der Pflege. Bis 2040 könnten es sieben Millionen Pflegebedürftige werden. Über 25 Prozent der Beschäftigten in der Altenpflege seien älter als 55 Jahre, und in rund 70 Prozent aller Landkreise ist bis 2045 ein Rückgang des Angebots an Pflegekräften zu erwarten. Etwa 50.000 Pflegekräfte könnten bis dahin fehlen. Besonders die häusliche Pflege, in der fast 86 Prozent aller Pflegebedürftigen versorgt werden, droht leise zu kollabieren. Angehörige tragen den Großteil der Versorgung, oft unter erheblichen gesundheitlichen und finanziellen Belastungen. Gleichzeitig fehlen vielerorts verlässliche Strukturen, Beratung und niedrigschwellige Angebote.  

Kernproblem sind zersplitterte Zuständigkeiten 

Ein Kernproblem sieht der Verband in den zersplitterten Zuständigkeiten zwischen Pflegekassen, Ländern, Kommunen und Leistungserbringern. Die Folge: ein ungesteuerter Markt, der angesichts des Fachkräftemangels zunehmend versagt. Der VdK fordert daher eine strukturelle Lösung und lehnt befristete Projektmittel ab. 

Langfristig könnten Kommunen sogar sparen: 2023 gaben Sozialhilfeträger rund 4,5 Milliarden Euro für „Hilfe zur Pflege“ aus. Eine gut gesteuerte kommunale Pflegeinfrastruktur könnte diese Ausgaben deutlich reduzieren. Der VDK sieht in einer besseren Pflege-Versorgung auch einen Beitrag zur Stabilisierung der Gesellschaft. Eine mangelhafte Versorgung führe zu Frust bei den zu Pflegenden aber auch bei den Familienangehörigen. Und Frust führe auf Dauer zur Staatsverdrossenheit. 

Autor*in
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Uwe Roth

ist freier Journalist. Er ist Mitglied im Verein Deutsches Institut für Normung und dort im Redaktionskreis für eine DIN Einfache Sprache. Webseite: leichtgesagt.eu

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