Wie kommunale Co-Working-Spaces mehr als ein PR-Gag werden können
Co-Working-Spaces können dazu beitragen, die Innenstadt zu beleben. Was Kommunen beachten sollten, wenn sie solche Gemeinschaftsbüros einrichten, erklärt Alexander Mittag anhand der Erfahrungen aus Delmenhorst.
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Co-Working-Spaces haben sich in der modernen Arbeitswelt längst etabliert. (Symbolfoto)
Co-Working-Spaces gehören in größeren Städten längst zur modernen Arbeitswelt. Doch auch jenseits der Metropolen bilden sie in der digitalen Welt bereits erste Pionierinseln. Auch wenn die Mehrheit sich in privatwirtschaftlicher Trägerschaft befindet, gibt es auch zunehmend kommunal getragene Einrichtungen. So zum Beispiel im Niedersächsischen Delmenhorst.
Dort gehört der Co-Working-Space „Hyrst“ bereits seit mehreren Jahren zum Erscheinungsbild der Innenstadt. Er liefert wertvolle Erfahrungswerte für die Etablierung kommunaler Co-Working-Spaces. Daraus lassen sich einige Hinweise ableiten, worauf Kommunen achten sollten.
Politische Rückendeckung einholen
Zu Beginn ist es ratsam, einen Ratsbeschluss als klares Bekenntnis zu diesem Projekt einzuholen. Dieses Fundament gibt die Sicherheit, dass politische Rückendeckung vorhanden ist. Das hilft, finanzielle oder organisatorische Herausforderungen zu bewältigen.
Sind diese Rahmenbedingungen geklärt, stellt sich die Frage nach einem geeigneten Standort. Im Idealfall hat die Kommune eine Fußgängerzone oder zumindest einen Stadtkern mit entsprechendem Leerstand. Leerstehende, aber ortsbildprägende Immobilien können so einer neuen Verwendung zugeführt werden. Vor diesem Hintergrund sollte man von einem Neubau absehen. Die Gelegenheit, einen der bestehenden Leerstände in der jeweiligen Innenstadt zu beheben, sollte schließlich nicht ungenutzt bleiben.
Sind die Räumlichkeiten gefunden, gilt es ein Konzept auszuarbeiten. Wer betreibt die Einrichtung und ist während des laufenden Dienstbetriebes verantwortlich? Diese Fragen entscheiden über den zukünftigen Erfolg der Einrichtung. Zur Verknüpfung mit lokalen Akteuren aus der Wirtschaft und einer entsprechenden Vermarktung bietet sich hierbei die jeweilige Wirtschaftsförderung der Kommune an. Gerade durch die Ausrichtung von Netzwerkveranstaltungen in den Räumlichkeiten ergeben sich Synergieeffekte.
Finanzierung auf Nachhaltigkeit auslegen
Mit einem solchen Konzept an der Hand kann die Frage der Finanzierung geklärt werden. Finanzschwächere Kommunen kommen hierbei nicht um eine Förderung herum. Bund und Land halten mögliche Förderprogramme bereit. Ist die Kommune in der glücklichen Lage, ein gutes Fördermittelmanagement zu haben, dürfte diese Suche eine reine Formsache sein.
Doch auch hier gilt: eine Maßnahme ist nur so gut wie ihr nachhaltiger Nutzen. Es sollte also auch die Frage beantwortet werden, wie die Einrichtung sich nachhaltig tragen kann, nachdem sie etabliert wurde. Die Finanzierung durch ein Förderprogramm oder einen Zuschuss aus dem kommunalen Haushalt währt in diesem Zusammenhang nicht ewig.
Die Lösung kann zum Beispiel in einer Kombination aus institutionellem Zuschuss der Kommune, einem Netzwerk von Sponsoren aus der Wirtschaft und moderaten Benutzerentgelten bestehen. Auch die Vermietung von Räumen an private Dritte kann ein Finanzierungsbaustein sein, wenn die bereits erwähnten Netzwerkveranstaltungen beispielweise ein positives Echo gefunden und interessierte Nachahmer auf den Plan gerufen haben.
Vielfältig nutzbar
Denn hier liegt der Vorteil eines kommunalen Co-Working-Spaces: die vielfältige Verwendungsmöglichkeit. Neben der Nutzung für mobil Arbeitende können diese Räumlichkeiten auch für die Vernetzung von Start-ups, Veranstaltungen zur Berufsorientierung oder Konferenzen der unterschiedlichsten Akteure aus der Kommune genutzt werden. Ebenso ist eine Verwendung durch die Stadtverwaltung selbst denkbar. Mit der Ortswahl in einem Co-Working-Space kann einer kommunalen Veranstaltung auch eine besonders moderne und innovative Botschaft mit beigefügt werden.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass ein kommunaler Co-Working-Space kein Selbstläufer und erst recht kein Allheilmittel zur Innenstadtbelebung ist. Vielmehr sollte ein solches Projekt in einem Maßnahmenkatalog zur Vitalisierung der Innenstadt oder eines Quartiers eingesetzt werden. Das Fundament dafür bildet der politische Wille im jeweiligen Kommunalparlament und ein Betreuungs- und Managementkonzept mit einem Strukturplan zur Sicherung der Nachhaltigkeit. Liegt dies vor, so kann eine solche Einrichtung ein solider Baustein für eine zukunftsweisende Ausrichtung der Kommune an die Arbeitswelt des 21. Jahrhunderts sein.
Alexander Mittag ist SPD-Fraktionsvorsitzender in Delmenhorst.
ist SPD-Fraktionsvorsitzender im Stadtrat Delmenhorst und Verwaltungsbeamter beim Land Niedersachsen.