Engagement für nachhaltigen Umgang mit Papier
Kommunen greifen beim Einkauf immer öfter zu Recyclingpapier und setzen sich für sparsamen Umgang mit dem wertvollen Rohstoff ein. Das Bundesumweltministerium zeichnet jedes Jahr Städte, Landkreise und Hochschulen aus, die dabei besonders gut abschneiden.
Karin Billanitsch
Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (Mitte) nimmt die Auszeichnung als „Recyclingpapierfreundlichste Stadt“ entgegen, die seine Kommune nunmehr schon fünf Jahre in Folge erhalten hat. Links im Bild: Marc Gebauer von der Initiative pro Recycling, ganz rechts Bundesumweltministerin Steffi Lemke.
Papier ist ein wertvoller Rohstoff – umso wichtiger ist es, recycelte Produkte zu verwenden und sparsam zu sein. Immer mehr Städte, Landkreise und Hochschulen greifen zu nachhaltigen Produkten und steigern ihre Recyclingpapier-Quote. Viele von ihnen haben bereits an der Initiative „Papieratlas“ teilgenommen – 244 Kommunen und Hochschulen waren es im vergangenen Jahr. „Die neue Rekordbeteiligung unterstreicht die große Bedeutung, die dem Papieratlas seit 2008 als Messlatte für eine nachhaltige öffentliche Papierbeschaffung zukommt, sagte Marc Gebauer, der Sprecher der Initiative in Berlin. Dort wurden die Gewinner-Kommunen am Dienstag ausgezeichnet.
Lemke: „Gelebter Ressourcenschutz“
„Die Digitalisierung wird uns wahrscheinlich den Verbrauch von Papier nicht ganz ersparen, sagte Bundesumweltministerin Steffi Lemke anlässlich dieser Gelegenheit. „Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir Recyclingpapier und die Marke Blauer Engel haben, die kennzeichnet, dass es besonders nachhaltiges Papier ist.“ Das sei gelebter Ressourcenschutz und ein Paradebeispiel für gelungene Kreislaufwirtschaft.
Marc Gebauer rechnete den Besuchern im Umweltministerium vor, die 244 Teilnehmer hätten 576 Millionen Liter Wasser durch den Einsatz von Recyclingpapier in einem Jahr eingespart. 29 Millionen Menschen ließen sich damit laut WHO für einen Tag mit Wasser zum Trinken, Kochen und Hygiene versorgen. Außerdem konnten die teilnehmenden Kommunen und Hochschulen 130 Gigawattstunden an Energie im selben Zeitraum einsparen.
Erlangen seit Jahren auf hohem Niveau
Im Wettbewerb der Städte – 99 Groß- und Mittelstädte hatten sich 2024 miteinander gemessen – hat sich besonders Erlangen als „Mehrfachsieger“ in den vergangenen fünf Jahren hervorgetan. Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) erklärte den Erfolg mit dem System der zentralen Beschaffung, das in Erlangen eingeführt wurde: „Unsere Ämter und Behörden haben gar keine andere Wahl als ein Papier mit dem Blauer-Engel-Siegel zu nehmen“, so Janik. Durch diese klare Vorgabe sei eine 100-Prozent-Quote erreicht worden. Insgesamt nutzen 25 der teilnehmenden Städte in ihren Verwaltungen bereits zu 100 Prozent Recyclingpapier mit dem Blauen Engel, hieß es seitens der Veranstalter.
Auch bei den Druckerzeugnissen werde in Erlangen dafür geworben, nachhaltiges Papier zu verwenden, unterstrich der Oberbürgermeister. Ebenso werde bei Briefpapier für besondere Ehrungen keine Ausnahme gemacht: „Das sieht nicht schlechter aus und druckt sich auch nicht schlechter aus“, betonte der OB, indem er auf gängige Vorurteile anspielte. Ohnehin laufe 95 bis 98 Prozent der Kommunikation digital, merkte Janik an. „Es ist unser großer Ansatz in der städtischen Verwaltung, nach der Umstellung auf nachhaltiges Papier den Verbrauch weitgehend zu vermeiden.“
Zu den Gewinnern gehörten außerdem die Städte Bonn, Bremen, Bottrop und Offenbach am Main. Die Stadt in der Metropolregion Frankfurt RheinMain wurde mit dem Siegel „Aufsteiger des Jahres 2024“ ausgezeichnet, weil sie innerhalb eines Jahres den Anteil von Blauer-Engel-Papier um 69,76 Prozentpunkte auf 93,85 Prozent gesteigert hat. Insgesamt haben die Städte ihre durchschnittlichen Recyclingpapierquoten im Vergleich zum Vorjahr deutlich auf nunmehr 90,48 Prozent erhöhen können.
Landkreise holen auf
Bei den Landkreisen haben sich etwa die Kreise Paderborn, Cochem-Zell, Dithmarschen, Schweinfurt, und der Ostalbkreis hervorgetan. Letzterer hat im Vergleich zum Vorjahr die Recyclingpapierquote in der Verwaltung um 93,56 Prozentpunkte auf 94,93 Prozent gesteigert und ist damit Aufsteiger des Jahres 2024 unter den Kreisen. Paderborn hat sich durch stetiges Engagement die Auszeichnung des Mehrfachsiegers verdient. Cochem-Zell, Dithmarschen und Schweinfurt sind Beispiele für eine 100-Prozent-Quote, wobei Schweinfurt mit einem geringen Papierverbrauch hervorsticht. Insgesamt nahmen 91 Landkreise teil – ein neuer Rekord. Durchschnittlich nutzten sie zu 85,45 Prozent Papier mit Nachhaltigkeitssiegel.
Hintergrund: Der Papieratlas dokumentiert seit 2008 jährlich den Papierverbrauch und die Recyclingpapierquoten in deutschen Städten, seit 2016 auch in Hochschulen und im Jahr 2018 sind darüber hinaus auch die Landkreise hinzugekommen. Kooperationspartner sind laut einer Mitteilung der Inititative Recyclingpapier das Bundesumweltministerium, das Umweltbundesamt, der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund, der Deutsche Landkreistag sowie der Deutsche Hochschulverband. Der Papieratlas 2024 steht unter der Schirmherrschaft von Bundesumweltministerin Steffi Lemke.
Ralf Bauer
ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.