Frühjahrsdürre: Wie Kommunen auf lokaler Ebene handeln können
In Deutschland ist es derzeit sehr trocken. Ein Diskussionspapier des Deutschen Städtetags informiert über die Handlungsmöglichkeiten der Städte beim nachhaltigen Umgang mit Wasser. Wie Kommunen sich gegen regenarme Zeiten wappnen können.
Marc Schüler / Imago
Viele Flüsse und Seen – wie hier der Schluchsee im Schwarzwald – haben einen sehr niedrigen Wasserstand, weil es seit Februar nur wenig geregnet hat.
Das Frühjahr präsentiert sich in diesem Jahr zwar häufig mit strahlendem Sonnenschein, doch seit Februar ist es fast überall in Deutschland zu trocken: Der Deutsche Wetterdienst erfasste zwischen dem 1. Februar und 13. April 2025 nur rund 40 Liter Regen pro Quadratmeter. Das entspricht einem Minus beim Niederschlag verglichen mit den Jahren 1991-2020 von etwa 68 Prozent. Der Deutsche Wetterdienst berichtet, seit Beginn der Auswertung 1931 sei es in Deutschland im Zeitraum von Anfang Februar bis Mitte April noch nie so trocken gewesen wie in diesem Jahr.
Nordwesten besonders betroffen
Besonders betroffen ist der Nordwesten Deutschlands. Dort hat der deutsche Wetterdienst unter 35 Prozent der üblichen Niederschlagsmengen gemessen. Anschaulich sehen kann man den Verlauf der Dürre im Oberboden (bis 25 cm) im Dürremonitor des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung. Er zeigt beispielsweise über die vergangenen 14 Tage, wie die große dunkelrote Fläche, die die außergewöhnliche Dürre darstellt, jeden Tag ein bisschen wächst.
Trinkwasserversorgung sicher
Um das Trinkwasser müssen sich Menschen in der jetzigen Situation nicht sorgen. Helmut Dedy, Städtetags Hauptgeschäftsführer bekräftigte vor wenigen Tagen: „Die Klima-Extreme nehmen zu und kommen in immer kürzeren Abständen. Das vergangene Jahr brachte viel Regen, weite Flächen wurden überschwemmt. Der März dagegen war in Europa der wärmste seit Jahrzehnten und ungewöhnlich trocken.“
Aktuell gebe es aber keinen Grund zur Sorge. „Die Trinkwasserversorgung für die Menschen ist sicher.“ Nur „bei einer langanhaltenden Dürre kann es regional zu Herausforderungen kommen, beispielsweise wenn Trinkwasser aus Flüssen oder Seen gewonnen wird und diese deutlich weniger Wasser führen“, so Dedy.
Strategien der Kommunen
Dennoch, das wird deutlich in diesen Tagen, müssen sich Städte, Landkreise und Gemeinden auf Klimafolgen einstellen. Effiziente Nutzung von Wasser gehört dazu. Viele haben sich schon auf den Weg gemacht. Dedy zählt auf: „Sie entsiegeln Flächen, damit Regenwasser versickern kann für Trockenperioden. Sie legen neue Grünflächen an und bauen Rückhaltebecken für Starkregen.“ Er weist auch darauf hin, dass längere Trockenheit auch „Dürre-Stress für das Grün in der Stadt“ bedeutet. Manche Kommunen bewässern deshalb Beete und Bäume, nur dort wo es notwendig ist.
Wie es in den kommenden Wochen und Monaten aussehen wird, will Andreas Marx Leipziger vom Helmholtz-Zentrum und verantwortlich für den Dürre Monitor, nicht prognostizieren: „„Das kann man jetzt einfach noch nicht sagen“, wird Marx kürzlich von merkur.de zitiert. Der Experte für Dürremanagement forderte kürzlich Akteure in Bund, Länder und Kommunen auf, ein gemeinsames Konzept für den Umgang mit Dürre zu entwickeln. „Bei Dürre kann jeder Ort betroffen sein“, sagte Marx. Darauf müsse man regional angepasst reagieren können, warnte der Klimaforscher im Februar in einem Gespräch mit dem rnd.
Beispiel Schwammstadt
Beispiele für innovative Maßnahmen gegen Dürre und Hitze sind etwa auch das Begrünen von Dachflächen, außerdem gezieltes Speichern von Regenwasser nach dem Schwammstadt-Prinzip, wie etwa in Mühlhausen. Dank moderner Sensor-Technik können Straßenbäume dann bewässert werden, wenn es die Situation erfordert.
Bei länger anhaltenden Dürreperioden wie in 2023 haben Kommunen auch den Wasserverbrauch eingeschränkt: Zum Beispiel darf dann der Garten nicht mit Trinkwasser gießen oder Swimming-Pools befüllt werden.
Informationen für Kommunen
Viele Impulse, wie Kommunen vorsorglich gegen zunehmende Hitze und Trockenheit vorgehen können, enthält die Schrift „Kommune, pass Dich an! – Hitze und Trockenheit auf lokaler Ebene begegnen“ der Bundeszentrale für politische Bildung von den Autorinnen Andrea Fischer Hotzel, und Anna-Kristin Holk, beide Wissenschaftlerinnen am Deutschen Institut für Urbanistik.
Vom Deutschen Städtetag gibt es die Broschüre „Ressource Wasser – Für die Menschen und die Umwelt“, die online heruntergeladen werden kann und einen Blick auf die Handlungsmöglichkeiten der Städte beim nachhaltigen Umgang mit Wasser wirft.
Die gute Nachricht ist: „In den kommenden Tagen dürfte sich die Trockenheit etwas abschwächen“, erwartet der Deutsche Wetterdienst. Die Aussicht auf ein verregnetes Osterfest dürfte unter den aktuellen Bedingungen für manchen sogar ein Grund zur Freude sein.
Ralf Bauer
ist Redakteurin beim vorwärts-Verlag und schreibt für die DEMO – Das sozialdemokratische Magazin für Kommunalpolitik.